Hallo Ihr, hier bin ich - und einige Fragen...

Kostenlos: 5 Übungen gegen Stottern

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  • Hallo,


    ich bin neu hier und möchte mit euch reden. Lasst mich mal kurz vorstellen.


    Ich bin 28 und stottere von klein auf, mein ganzer Lebensweg ist durch das Stottern gezeichnet. Ich wurde als Kind in meiner Schule "normal" behandelt und meine Lehrer waren so verständnisvoll, dass ich nicht laut vorlesen musste, Gedichte durfte ich der Lehrerin allein in Ihrem Büro vortragen(dort habe ich trotzem gestottert), usw. Ich war ein guter Schüler und hätte leicht ein "sehr guter" sein können.. ohne das stottern. Später dann habe ich nicht die Ausbildungen gemacht, die ich hätte machen können usw., Dinge wie ein Hochschulstudium usw. habe ich mir wg. dem Stottern abgeschminkt. Mein selbst zurechtgestricktes Schema im Kopf ist: "Wenn ich nicht stottern würde - wäre ich ein ganz anderer Mensch" (-geworden, oder könnte ein ganz anderer sein) Vielleicht ist das aber auch nur eine "Ausrede im Kopf"...? auf jeden Fall hilft es nicht weiter.


    War dann als Arbeiter angestellt und konnte mich in einem Job der mir keinen Spass machte in vielen Dingen kommunikativ nicht mit dem Vorgesetzen und Mitarbeitern auseinandersetzen.
    Die Konsequenz war irgendwann die Kündigung. Weil es mir auch von meiner Art her zu mir passt, bin ich seit einem Jahr selbständig. Dieser Schritt brachte zunächst grossen Aufwind in mein Leben, ich habe mich so "frei" gefühlt wie noch nie, auch das Stottern war verschwunden bzw. kaum ein Problem. Allerdings geht es mir momentan wieder ganz schlecht. Ohne Kommunikation mit Kunden ist meine Arbeit hoffnungslos verloren, Ich bin in einer psychischen Ecke gelander, aus der ich nicht rauskomme..


    Mein Stottern ist sehr unterschiedlich, es kommt und geht, ich bin manchmal fast völlig befreit davon, traue mir alles zu, gehe auf Leute zu, denke nicht darüber nach und bin einfach "ich selbst".
    Dann gibt es "Auslöser" die alles wieder umknicken lassen. Das können Leute sein, mit denen ich nicht richtig umgehen kann, finanzielle Sorgen, zuviel oder zu wenig Schlaf, mich in einer Fremdsprache artikulieren zu müssen, Misserfolg., Trennung von der Freundin usw.


    Danach geht es oft ganz tief runter, incl. Einbußen an Lebensmut, Selbstachtung, Selbstbewusstsein und Antrieb. Ich gehe jdem Gespräch aus dem Weg, meine Freunde erkennen mich nicht wieder, ich kann kaum einen vernünftigen Satz herausbringen. In so einer Phase befinde ich mich derzeit und hoffe, die Probleme mit neuen Ansätzen zu lösen. Ich habe noch nie eine Therapie oder ähnliches gemacht, nur als kleines Kind war ich mal bei zwei Logopäden. Was ich aus meiner Erinnerung heute darüber denke, ist, dass ich es nicht ernst genommen habe, es hat auch gar nichts verändert. Stottern war immer "meine Sache". Das konnte niemand verstehen, geschweige denn heilen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ich habe noch nie mit einem anderen Betroffenen gesprochen. Nach aussen hin habe ich immer versucht völlig "normal" zu wirken. Dadurch bin ich still und sage nicht immer all das was ich möchte. Wenn ich mich dann aber doch "offenbaren" muss, zum Beispiel in einer Situation voller Druck - Prüfung, Aussprachen, Reden vor mehreren Menschen oder bestimmten Personen - bricht meine Welt zusammen und ich bekomme kein wort mehr heraus, bin der völlige Idiot. Das ist ein Teufelskreis. Dieser absolute Rückzug in mich selbst schadet mir mehr, als ich zugeben möchte. Ich habe momentan viele Probleme in meinem Leben und führe mehr oder weniger allle auf meine Kommunikationsprobleme zurück. Vielleicht kann das jemand hier verstehen.


    Ich informiere mich nun zaghaft über eventuell mögliche professionelle Hilfe, dabei hab ich in diversen Foren und auf Seiten schon einiges gelesen. Dabei bin ich auch auf eine so genannte "naturmethode" (http://www.stotterer-selbsthilfegruppen.de/modules.php?op=modload&name=Stotterer_SHG_Infos&file=mg-naturmethode) gestossen. Trotz mangelnder Erfahrung liest sich die Beschreibung dieser Methode m.E. sinnvoll.
    Vielleicht hat jemand schon damit Erfahrungen gesammelt?


    Die nächste Frage: Egal welche Therapie jetzt, es wurde schon paarmal nach Bezahlung über die Krankenkassen gefragt, wie sieht das bei einem Privatpatient aus? Ich bin selbständig und daher privat versichert. Ich kann derzeit nicht mal telefonieren, weil ich höllische Angst vorm Telefon habe:(, vielleicht kann mir ein Privatpatient seine Erfahrungen schildern.


    Ich würde mich auch sehr freuen, wenn jemand in meiner Schilderung Ähnlichkeiten zu seiner Biografie findet und einfach ein paar Worte wechseln möchte, oder seine Sichtweisen zum Ausdruck bringt.


    Vielen Dank fürs Lesen
    Grüsse
    >umschlag

  • Hallo Leidensgenosse ;)
    Ich bin 43. Wie bei dir, so bei mir!!
    Nur habe ich noch ein Problem, mein Sohn ist d.h. war ein sehr grosser Stotterer, bis ich eine Frau in München kennen gelernt habe, die mir und meinen Sohn sehr geholfen hat!!!
    Das heist, noch vor nicht langer Zeit war mein Sohn soweit, das er nur noch auf Dinge zeigte die er haben wollte.
    Ich ging den Leuten aus dem Weg, nur um nicht reden zu müssen!
    Einkaufen war für mich Horror!!!
    Telefonieren absolut unmöglich!
    Heute macht mir, dank dieser Frau, das alles nicht mehr viel aus.
    Ich muss sagen, das es mir und meinem Sohn in der Zwichenzeit sehr gut geht!!!
    Wenn du mehr über diese Therapie erfahren möchtest, kannst du mir Antworten!
    Robbi

  • Hallo umschlag hallo robbi
    Ich wollte euch nur mal kurz hallo sagen :winke:


    Was das Thema stottern angeht bin ich kein so kompetenter Ansprechpartner, ich bin hier für dasfunktionieren des Baords zuständig.
    Die Fachleute vom Stotterer-Training (Hans,Ana,Bjoern) sind zur Zeit mit Arbeit bis über beide Ohren eingedeckt, ich denke aber, daß du binnen der nächsten Tage qualifizierte Antworten bekommst (bzw Ihr ;) )
    Bis dahnin erst mal, schöne Grüße vom
    Beech :))

  • Lieber U.


    so nenne ich dich einfach. Dein Bericht hat mich bewegt.
    Sicher, Teile davon erkenne ich auch in mir. Ich glaube, das geht jedem Stotterer so. Ich finde es klasse, dass du so offen im Forum bist. Das ist ein wichtiger Punkt.


    Stotterer verhindern sich. Vermeiden. Das ist nicht der Weg. Es geht ja auch anders...
    Ich wünsche dir im Forum viel Erfahrungsaustausch...
    Weggefährten gibt es ja hier genug...


    Das du hier gelandet bist zeigt, du suchst.
    Das ist ein Anfang. Ein sehr guter Anfang.


    Demnächst mehr an dieser Stelle...


    schön, das du jetzt da bist.


    lg
    Ana



    :] Hier ist viel Licht...willkommen im Club!!!!!

  • Ein seltener Name 8)




    Aber mal im Ernst. Ich bin 23 Jahre alt, aber auch ich habe schon einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Stottern. Das Stottern quälte mich, ließ mich negativ, negativer, negativst denken, ließ mich scheitern, ließ mich am Wochenende zu Hause sitzen, ließ mich meine großartigen Fähigkeiten enschränken, damit ich mich nicht zeigen muss.



    Heute, durch die Hilfe des Stotterer-Trainings und durch das ständige Arbeiten an mir, an meinen Gedanken, an meinem WingTsun, weiß ich, dass ich ein ganz schön fähiger Mensch bin. Ich habe gelernt, fließend zu sprechen, auch wenn ich manchmal nicht konsequent genug bin.



    Ich gebe Ana Recht - in diesem Forum ist viel Licht. Ich kann Deine Sorgen verstehen, aber es erleichtert die Sache, wenn man Mitstreiter hat und nicht mehr alleine ist.



    Wichtig ist es auch, sich selbst eines ganz klar zu machen: "Ich muss nicht leiden! Ich kann vorstoßen! Der Weg ist frei!"



    Wann immer Du Fragen zum Thema Stottern hast, wende Dich ans Forum.


    Ich wünsche Dir viel Glück!


    Björn.

  • Hallo umschau,


    dein Bericht hat mich sehr bewegt und gleichzeitig gefesselt. Viele Punkte, die du ansprichst habe auch ich durch das Stottern erleben dürfen. Doch vor einigen Jahren habe ich diesen Teufelskreis durchbrochen, indem ich eine geeignete Stotter-Therapie gefunden habe.


    Zunächst einmal war wichtig für mich, das ich den Austausch mit anderen Stotternden gesucht habe. Die beste Möglichkeit hierzu bietet die Bundesvereinigung der Stotterer-Selbsthilfe. Im Oktober findet der jährlich stattfindende Bundeskongreß statt, diesmal in Köln. Ca. 200 Stotternde, Angehörige, Interessierte und Therapeuten tauschen sich in Einzelgesprächen, Kleingruppen und Großgruppen privat, in Arbeitsgruppen oder bei Disco und Bier aus.


    Als Therapie-Ansatz habe ich mich für den Nichtvermeidungsansatz entschieden.


    Ich will in jede Sprechsituation gehen, auf die ich Bock habe.


    Ich will jedes Wort aussprechen, das ich gerade sagen will und nicht durch ein Wort ersetzen, das mir zwar leichter fällt, aber nicht den Kern trifft.


    Qualifizierte Infos darüber unter www.andreasstarke .


    Darüber hinaus will ich mich mental besser einstellen: auf meine Stotter-Blocks, auf meine Innenwelt und meine Außenwelt. Ich will achtsamer sein auf all die Dinge die passieren. Und deshalb besuche ich Kurse bei Hans Liebelt und schreibe in seinem Forum.


    Ich hoffe ich habe dir ein paar Anregungen mit auf deinen Weg gegeben.


    Gruß Dieter

  • ...sind transparent...seitdem es das Internet gibt.


    Das Forum des Stotterer-Trainings ist aus der Arbeit von Hans Liebelt. seines Zeichens Stotterertrainer, entstanden.
    Der Ansatz, den Dieter hier beschreibt,ist richtig...
    keine Synonyme verwenden...sagen, was man sagen möchte...just in time...


    Ich könnte manchmal mit dem Hammer auf meinem Kopf schlagen wenn ich dann wieder ein "echt" vor einem Wort sage...obschon ich garnicht stottern muss.
    Aber, meine langgehegten Strukturen...diese alte lange Stotterspur...an der ich immer noch arbeite...


    Hans hat mir gezeigt, wie ich meine Wahrnehmungslenkung verändere. Das heißt, er hat mir nicht nur Techniken beigebracht um fließend zu sprechen sondern auch in einem langen Gespräch bis tief hinein in die Nacht etwas über Wahrnehmung und Achtsamkeit erklärt...
    Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich bin kein Stotterer mehr, aber mein Körper kennt das alte Muster zu genau. Und das ich meine ganze Achtsamkeit auf die NEUE Struktur lenken sollte.


    Er hat für mich einen Weg gefunden hin zu mir selber...für ein relativ altes Weib von 46 Jahren keine leichte Aufgabe...aber, eine sichere.


    Das Gute an Hans ist, er bringt Menschen auf den Punkt. Zu dem Punkt, der auch oftmals weh tut, da, wo man nicht gerne hinsieht...
    das ist das Wichtige, sich selber zu erkennen, damit man das Alte zurück lassen kann um zu neuen "fliessenden" Ufern aufzubrechen.


    Ich bringe mich heute bewußt in Situationen, die ich früher gemieden hätte wie die Pest...z.B. ins Mikro zu sprechen, vor Leuten wohlmöglich...
    ey, wenn ich so weiter mache, werde ich die neue Alida Gundlach oder so...


    Ich beweise mir, welche Sicherheit des Sprechens ich habe...täglich...heute bestelle ich meinen Latte Macciato so, wie ich ihn gerne hätte...etwas mehr Kaffe als normal...WAS FÜR EINE FREIHEIT...


    Ich fühle mich wohl an der Stelle meines Lebens, an der ich heute bin...nichts sollte anders sein.


    Hans ist für mich jemand, der mir Anstöße gegeben hat, weiter zu gehen, als ich es wollte...
    weil er mich erkannte...


    Ich habe viel gelernt in dieser Zeit. Nicht nur fliessendes Sprechen.


    Das Forum ist aus der Idee entstanden, sich auszutauschen. Und Anstöße in die richtige Richtung zu geben.


    Ich kann dir nur raten, komme einfach mal zum Stotterer-Training, sieh es dir an...lerne Hans kennen.
    Was ich in jedem seiner Seminare beobachte ist immer wieder unglaublich...dieses vorher sprechen und nachher sprechen...
    Aber, es ist nicht nur diese Wandlung...es ist mehr.
    Ich bin deutlich zufriedener geworden und somit einfach auch glücklicher...


    Und wir alle arbeiten miteinander. Jeder lernt etwas vom anderen...das ist eine wertvolle Erfahrung...
    Wir sind alle Schüler aber auch die Meister.


    Das Ziel kann immer nur sein, sich in den Dienst der Sache zu stellen.


    Ich wünsche dir/euch allen den Mut, zu neuen Ufern zu gehen...


    Und ich bin stolz, mit dem einen oder anderen, ein Stück des Weges mitzugehen...


    In diesem Sinne


    Ana


    die froh-ist-endlich-wieder-nen-pc-zu-haben....

  • Hallo umschlag !


    Ist schon witzig, ich lese Deinen Text und denke, daß bin ja ich... Aber ich sollte mich erstmal kurz vorstellen, da ich nun auch neu in diesem Forum bin. Ich bin 28 Jahre und komme aus Hamburg. Ich stotter seit meiner Kindheit, mal mehr und mal weniger. Früher in der Schule hatte ich große Angst zu reden (ab der 7. Klasse) und ab diesem Zeitpunkt haben mich die Lehrer dann auch nicht mehr "drangenommen", da ich sonst wahrscheinlich gar nicht mehr zur Schule gegangen wäre... War ein toller Trick von mir und dem Schulpsychologen und das haben wir dann irgendwie auch bis zum Abitur durchgezogen... Meine mündliche Prüfung war dann ein Knaller, nach 10 Minuten (immerhin...) habe ich einen Kollaps bekommen und die Prüfung wurde abgebrochen ! Mein Abitur habe ich trotzdem, aber dazu vielleicht später mehr. Jetzt bin ich wie gesagt 28 und stehe mitten im Berufsleben, ich habe Industriekaufmann gelernt und arbeite nach wie vor in einem großen internationalen Konzern in Hamburg. Mein Stottern hatte ich schon mal fast besiegt (so dachte ich zumindest...) aber es kommt irgendwie immer wieder zurück und ist zur Zeit ziemlich stark, so daß ich dringend eine Therapie machen möchte. In der Firma geht das Sprechen komischerweise noch am Besten, da fühle ich mich relativ sicher und selbstbewußt, aber momentan gibt es auch dort Phasen, in denen gar nichts mehr geht. Ich muß nun leider zum Traning, aber ich schreibe nachher weiter.


    Bis dann
    Gruß Dori

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Umschlag, hallo, Dori!


    Die Beschreibungen Eurer Lebenssituationen weckt in mir Erinnerungen daran, wie ich mich vor vielen Jahren gefühlt habe. Sowohl von meiner Denke als auch von meiner Einstellung und meinem Verhalten her. Es gab viele Auf und Abs, oftmals war ich verzweifelt und verlor die Lust am Leben, jedenfalls an dieser Art des Lebens.


    Irgendwann habe ich dann die Meditation kennen gelernt. Mit der Meditation hielt auch eine mir bis dahin nicht bekannte Stille und Freude Einzug in mein Leben und ich wurde mir meiner selbst immer mehr bewusst. Ich denke heute, dass es zum großen Teil an der Meditation gelegen hat, dass ich begonnen habe, mir meiner Wünsche und Ziele bewusster zu werden und, dass ich die richtigen Schritte einleiten konnte, um die Ziele auch erreichen zu können.


    Sicher - nobody is perfect - es gibt immer noch viel zu tun, und das wird wohl auch nie enden. Aber ich bin glücklicher und zufriedener als früher geworden - und die Meditation hat mir in Bezug auf mein Stotterproblem entscheidend weitergeholfen, war und ist ein wichtiger Baustein meiner Problemlösungsstrategie. Auch bin ich anderen Menschen näher gekommen, weil ich mir selbst bewusster geworden und näher gekommen bin - und "Du" bist "Ich". Wenn ich es mir überhaupt anmaßen darf anderen einen Rat zu geben, dann ist es, zu beginnen zu meditieren, denn die "Lösung" ist oftmals sehr "naheliegend".


    Lieb Grüße vom Hans

  • Hallo Hans !
    Danke für Deinen schnellen Beitrag, habe mich sehr gefreut. Ein grosses Problem bei mir ist, daß ich bei der kleinsten Unsicherheit negative Gedanken bekomme und dadurch alles in mir drin zusammenbricht, was ich möglicherweise über Tage oder Wochen an Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Dieses "Runterziehen" geht zu einfach und zu schnell, ich bin in diesen Situationen nicht stark genug, dagegen an zu gehen und ich weiss einfach auch oft nicht wie, es fehlt mir das nötige Werkzeug. Alles verkrampft sich dann in mir und es gibt Situationen, da bekomme ich keinen Laut mehr heraus, geschweige denn ein Wort. Das sind zum Glück nur Phasen, aber im Moment habe ich oft solche Phasen und das macht mich so unglücklich, dass ich nun dringend etwas unternehmen möchte. Umschlag hat es so schön beschrieben, man denkt mein Leben lang ich sei halt ein ruhiger Typ, bescheiden, höflich, immer nett und zuvorkommend, also eigentlich alles "gute" Eigenschaften, um die einen andere beneiden. Aber so bin ich eigentlich nicht wirklich. Ich will alles sagen (können) was ich möchte, immer, und nicht nur dann wenn es mir gut geht...und oft möchte ich ansatt hübsch zu lächeln auch etwas zum Thema sagen, aber oft kann ich es nicht...
    Es gab allerdings auch schon Phasen in meinem Leben, da konnte ich relativ blockadefrei sprechen. Ich habe meine mündiche Prüfung zum Industriekaufmann beispielsweise mit 1 bestanden, konnte Vorstellungsgespräche relativ sicher führen und habe ja nun auch einen Job in dem man ab und zu etwas sagen muß... Ich weiß also, daß es geht, wenn es mir gut geht. Man kann aber allgemein sagen, was wohl auch jedem hier bekannt ist, daß Themen, die in irgendeiner Form emotional sind, viel schwieriger für einen Stotterer sind als sachliche, banale Themen. Das erklärt auch, warum das Sprechen im Job oft besser geht als im Privatleben.


    Da fallen mir ein paar Fragen an das Forum ein:
    Geht es Euch auch so, daß ihr verkatert viel schlechter sprecht ? Dass Ihr Montags schlechter sprecht als Freitags ? Dass Telefonieren der Horror ist, gerade dann wenn der andere mit dem Handy telefoniert (in der heutigen Zeit leider oft...) und man nicht alles sofort klar versteht ? Dass man sich viel lockerer am Telefon melden kann, wenn man sieht, wer dran ist ? Hat Eure Mutter Euch auch früher alles schwierige abgenommen ? Zuviel Nestwärme, zuwenig wirkliche Auseinandersetzungen ? Das Stottern war eigentlich nie ein wirkliches Thema, an dem man arbeiten müsste, man dachte immer, das geht schon irgendwann weg ?


    So, genug Fragen, obwohl ich noch einige hätte...


    Werden wir mal wieder sachlich... Ein großes Problem bei mir ist ganz sicher die Atmung. Ich merke oft, daß ich überhaupt nicht mehr richtig atme, wenn ich aufgeregt bin oder einfach nur falsch und daß ich jedes Wort rauspressen will, wahrscheinlich damit es bloss schnell weg ist. Dabei fällt mir noch was lustiges ein: Ich war als Kind und noch mal als Teenie einige Male beim Logopäden und habe bei den Sprechübungen fast nie gestottert, was die Therapie damals relativ sinnlos gemacht hat. Wir haben weichen Worteinsatz geübt und das Verbinden von Wörtern etc. und das ging alles irgendwie immer ziemlich gut...in der Therapie...in der geschützten Praxis des Logopäden, wo es keine Umwelteinflüsse gab...


    Für heute erstmal genug, man sollte ja nicht alles auf einmal erzählen. Kann mir vielleicht jemand sagen, ob bei den Gruppen im April oder Mai noch Plätze frei sind ? Ich würde gern eine Therapie beginnen, weil mir der Ansatz mit der Meditation sehr gut gefällt und, so glaube ich, das das Richtige für mich wäre. Ich habe damals auch schon eine Form des autogenen Trainings mit dem Logopäden durchgeführt (nach Jacobsen), nur leider nie richtig konsequent und selbständig.


    Mir fällt gerade auf, daß ich möglicherweise einen relativ gefestigten Eindruck auf andere machen könnte, einer der eigentlich doch immer alles im Griff hat...glaubt mir, der Schein trügt, es geht mir nicht gut im Moment...zuviele negative Gedanken in meinem Kopf, zuviele schlechte Erfahrungen, zuviel Angst, irgendwann die Kontrolle total zu verlieren und nur noch depressiv zu sein.


    Dori

  • hallo dori,
    hallo zusammen


    weiss nicht, ob ich hier schon mal gepostet habe...auf jeden fall lese ich seit einiger zeit sehr interessiert mit.


    ich bin 33 jahre alt und stottere seit ich denken kann. allerdings ist bei mir das stottern nur sehr wenig ausgeprägt und für einen aussenstehenden meist gar nicht zu erkennen. das ist wohl auch der grund, warum ich erst jetzt so langsam dahinter komme, was mit mir los ist : ich stottere.
    auch wenn bei mir das stottern nur sehr gering ausgeprägt ist, stört es mich nicht weniger als einen "starken" stotterer.


    ich erkenne mich und meinen weg in den all den postings absolut wieder. wobei dori's weg und meine gedanken dabei den meinen am meisten ähnelt.


    Ich habe Phasen, da spreche ich alles was ich will flüssig wie ein Wasserfall. Und manchmal muss ich zu meinem beliebten und fast schon bis zur Perfektion gereiften Trick, dem Worttauschen, greifen :(
    Und manchmal sind mir die Blocks anzumerken und ich schäme mich bis auf die Knochen und dann ist alles folgende erst mal "gelaufen"....


    Ähnlich wie Dori sieht und merkt man mir überhaupt nicht an, wie es in mir aussieht. Da sind Schein und Sein doch meilenweit voneinander entfernt :(


    Grüße
    Mario

  • Moin, moin, Mario !


    Hattest Du auch in der Schule oder später im Beruf Probleme mit dem Sprechen ? Würde mich interessieren, oder ist es nur in für Dich "stressigen" Situationen schwierig zu reden ? Ich war (bin) auch ein absoluten Großteil meines Lebens kein Stotterer... Ich bin, wie Du wohl auch, ein Weltmeister im Vermeiden, Wörter tauschen oder, wenns gar nicht geht, lieber nichts sagen als zu stottern. Deshalb weiss auch bei mir fast keiner, der mich nicht gut kennt, daß ich stotter.
    Da fällt mir ein: Bist Du auch ein exzellenter "Tabu"-Spieler ? Ich kann hervorragend Worte vermeiden und durch andere mit gleicher Bedeutung (die in dem Moment einfacher gehen...) ersetzen, jahrelange Übung !


    Ist irgendwie komisch, eigentlich habe ich mein Leben gut im Griff, nur beim Sprechen bzw. wenns nicht gut geht, verliere ich manchmal mein Selbstbewusstsein und bin nur noch ein Häufchen Elend...


    Gruß Dori

  • Hallo in den Norden (ich komme übrigens aus Wiesbaden),




    Zitat

    Original von Dori
    Hattest Du auch in der Schule oder später im Beruf Probleme mit dem Sprechen ?


    Probleme mit dem Sprechen auf jeden Fall. Ob ich auch Probleme wegen des Sprechens hatte, weiss ich nicht.... und genau das ist auch heute noch mein Problem.
    Ich denke nämlich, ich hätte damals und auch heute noch wesentlich mehr erreichen und machen können, als ich es getan habe und heute tue. Und diese Überlegungen entwickeln sich mehr und mehr zum Problem.


    Zitat

    Würde mich interessieren, oder ist es nur in für Dich "stressigen" Situationen schwierig zu reden ? Ich war (bin) auch ein absoluten Großteil meines Lebens kein Stotterer...


    Je emotionaler das Gespräch wird, umso mehr muss ich aufpassen bzw umso mehr muss ich Worte tauschen und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen Block bekomme.


    Zitat


    Ich bin, wie Du wohl auch, ein Weltmeister im Vermeiden, Wörter tauschen oder, wenns gar nicht geht, lieber nichts sagen als zu stottern. Deshalb weiss auch bei mir fast keiner, der mich nicht gut kennt, daß ich stotter.


    Das Wortetauschen läuft bei mir schon vollautomatisch ab. Irgenwie bin ich meinem Sprechen gedanklich immer ein paar Worte voraus und wenn ich merke, dass ich hängenbleiben werde, tausche ich schon im voraus aus. Wahnsinn, welche Energien man dafür aufwendet und "verschwendet".



    Zitat


    Da fällt mir ein: Bist Du auch ein exzellenter "Tabu"-Spieler ? Ich kann hervorragend Worte vermeiden und durch andere mit gleicher Bedeutung (die in dem Moment einfacher gehen...) ersetzen, jahrelange Übung !


    Ich spiele das Spiel nicht, kann Dir also diese Frage nicht beantworten...aber ich denke, ich wäre durchaus ein Talent :rolleyes:



    Zitat


    Ist irgendwie komisch, eigentlich habe ich mein Leben gut im Griff, nur beim Sprechen bzw. wenns nicht gut geht, verliere ich manchmal mein Selbstbewusstsein und bin nur noch ein Häufchen Elend...


    Je mehr ich mich mit dem Stottern befasse und je mehr ich meine Einschränkungen erkenne, desto mehr macht mir das zu schaffen und umso schlechter fühle ich mich.


    Grüße
    Mario

    • Offizieller Beitrag

    Die Postings sind durchweg sehr interessant und lassen Engagement und Lösungswillen erkennen. Leider habe ich ab morgen wieder ein Training in Wildberg, so dass ich mich jetzt und in der nächsten Woche nicht groß an der Diskussion beteiligen kann. Bitte habt Nachsicht. :D Ich hoffe jedoch, dass Björn und/oder einer der "alten Hasen" sich in Bälde ins Gespräch bringen. Wenn jemand zufällig in der Nähe vom Schwarzwald wohnt, kann er gerne in der nächsten Woche mal im Eschbachhof reinschauen und ein bisschen Trainingsluft schnuppern. Sobald ich wieder im Lande bin, melde ich mich.


    Bis dahin alles Liebe vom Hans
    :D :D :D