Hallo Hans !
Danke für Deinen schnellen Beitrag, habe mich sehr gefreut. Ein grosses Problem bei mir ist, daß ich bei der kleinsten Unsicherheit negative Gedanken bekomme und dadurch alles in mir drin zusammenbricht, was ich möglicherweise über Tage oder Wochen an Selbstbewusstsein aufgebaut hat. Dieses "Runterziehen" geht zu einfach und zu schnell, ich bin in diesen Situationen nicht stark genug, dagegen an zu gehen und ich weiss einfach auch oft nicht wie, es fehlt mir das nötige Werkzeug. Alles verkrampft sich dann in mir und es gibt Situationen, da bekomme ich keinen Laut mehr heraus, geschweige denn ein Wort. Das sind zum Glück nur Phasen, aber im Moment habe ich oft solche Phasen und das macht mich so unglücklich, dass ich nun dringend etwas unternehmen möchte. Umschlag hat es so schön beschrieben, man denkt mein Leben lang ich sei halt ein ruhiger Typ, bescheiden, höflich, immer nett und zuvorkommend, also eigentlich alles "gute" Eigenschaften, um die einen andere beneiden. Aber so bin ich eigentlich nicht wirklich. Ich will alles sagen (können) was ich möchte, immer, und nicht nur dann wenn es mir gut geht...und oft möchte ich ansatt hübsch zu lächeln auch etwas zum Thema sagen, aber oft kann ich es nicht...
Es gab allerdings auch schon Phasen in meinem Leben, da konnte ich relativ blockadefrei sprechen. Ich habe meine mündiche Prüfung zum Industriekaufmann beispielsweise mit 1 bestanden, konnte Vorstellungsgespräche relativ sicher führen und habe ja nun auch einen Job in dem man ab und zu etwas sagen muß... Ich weiß also, daß es geht, wenn es mir gut geht. Man kann aber allgemein sagen, was wohl auch jedem hier bekannt ist, daß Themen, die in irgendeiner Form emotional sind, viel schwieriger für einen Stotterer sind als sachliche, banale Themen. Das erklärt auch, warum das Sprechen im Job oft besser geht als im Privatleben.
Da fallen mir ein paar Fragen an das Forum ein:
Geht es Euch auch so, daß ihr verkatert viel schlechter sprecht ? Dass Ihr Montags schlechter sprecht als Freitags ? Dass Telefonieren der Horror ist, gerade dann wenn der andere mit dem Handy telefoniert (in der heutigen Zeit leider oft...) und man nicht alles sofort klar versteht ? Dass man sich viel lockerer am Telefon melden kann, wenn man sieht, wer dran ist ? Hat Eure Mutter Euch auch früher alles schwierige abgenommen ? Zuviel Nestwärme, zuwenig wirkliche Auseinandersetzungen ? Das Stottern war eigentlich nie ein wirkliches Thema, an dem man arbeiten müsste, man dachte immer, das geht schon irgendwann weg ?
So, genug Fragen, obwohl ich noch einige hätte...
Werden wir mal wieder sachlich... Ein großes Problem bei mir ist ganz sicher die Atmung. Ich merke oft, daß ich überhaupt nicht mehr richtig atme, wenn ich aufgeregt bin oder einfach nur falsch und daß ich jedes Wort rauspressen will, wahrscheinlich damit es bloss schnell weg ist. Dabei fällt mir noch was lustiges ein: Ich war als Kind und noch mal als Teenie einige Male beim Logopäden und habe bei den Sprechübungen fast nie gestottert, was die Therapie damals relativ sinnlos gemacht hat. Wir haben weichen Worteinsatz geübt und das Verbinden von Wörtern etc. und das ging alles irgendwie immer ziemlich gut...in der Therapie...in der geschützten Praxis des Logopäden, wo es keine Umwelteinflüsse gab...
Für heute erstmal genug, man sollte ja nicht alles auf einmal erzählen. Kann mir vielleicht jemand sagen, ob bei den Gruppen im April oder Mai noch Plätze frei sind ? Ich würde gern eine Therapie beginnen, weil mir der Ansatz mit der Meditation sehr gut gefällt und, so glaube ich, das das Richtige für mich wäre. Ich habe damals auch schon eine Form des autogenen Trainings mit dem Logopäden durchgeführt (nach Jacobsen), nur leider nie richtig konsequent und selbständig.
Mir fällt gerade auf, daß ich möglicherweise einen relativ gefestigten Eindruck auf andere machen könnte, einer der eigentlich doch immer alles im Griff hat...glaubt mir, der Schein trügt, es geht mir nicht gut im Moment...zuviele negative Gedanken in meinem Kopf, zuviele schlechte Erfahrungen, zuviel Angst, irgendwann die Kontrolle total zu verlieren und nur noch depressiv zu sein.
Dori