Kostenlos: 5 Übungen gegen Stottern

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  • Hallo!


    Ich möchte mich kurz vorstellen! Ich heiße Caren, bin 41 Jahre alt und habe drei Söhne. Der jüngste (12) stottert seit einigen Jahren. Wir haben viele erfolglose Therapie-Einheiten hinter uns. Im letzten Jahr haben wir 4 Wochen Van-Riper-Therapie gemacht, danach war Thomas fast flüssig. Das Problem ist, dass ihn sein Stottern nicht besonders stört und er darum auch keine große Motivation hat, zu üben! Sein Stottern ist wieder schlimmer geworden, allerdings nicht so schlimm wie vor der Therapie! Vielleicht hat hier ja jemand ähnliche Erfahrungen? Ich freue mich auf regen Austausch!

    Viele Grüße,
    Caren mit Thomas
    -------------------------------
    Alle angenehmen Dinge sind entweder illegal, unmoralisch oder sie machen dick!

  • Hallo Caren!


    Jeder hat natürlich seine eigenen Gefühle. Aber irgendwie kann ich nicht wirklich glauben, dass das Stottern Thomas nicht stört. Das ist nur ein Vorwand nicht zu üben - wenigstens war es bei mir so.


    Ich sah, dass die Mitmenschen auf mich Rücksicht nahmen, dass ich auch mit Stottern durchs Leben kam und ja sogar manchmal Vorteile aus dem Stottern ziehen konnte, z.B. fast jeder Lehrer hatte dafür Verständnis, wenn ich mündlich wenig zum Unterricht beitrug.


    Also warum das ändern, was einerseits zwar ein Handicap ist, aber andererseits mir (faulem Sack) so sehr von Vorteil war?!


    Ich habe zwar auch schon einige Therapien hinter mir, die ich aber aus heutiger Sicht vom Ansatz her völlig falsch finde. Herkömmliche Logopäden bringen gar nichts, sondern fördern noch Vermeidungstechniken!


    Mein Stottern war in der Regel relativ schwach und situationsbedingt dann stärker. Unter Freunden z.B. sprach ich fast völlig blockfrei.
    Aber es gab Zeiten, da hatte ich allgemein recht viel Stress. Vor allem kann ich mich an mein Sitzenbleiben in der 7. Klasse gut erinnern, das ein stottermäßiges Tief nachsich zog.
    Also schleppten mich meine Eltern zu einer "neuen und besseren" Therapie (ich war zu dem Zeitpunkt schon ca. 5 Jahre nicht mehr therapiert worden), die aber sehr umständlich und total unnütz war.
    Trotzdem pendelte sich meine Sprache wieder ein, so dass sie wieder für mich normal war, also schwach und situationsbedingt stärker.


    Nach dem Abi habe ich mich entschlossen, eine Lehre zu machen. Das war wieder ein Umgebungswechsel, der auch nicht ganz ohne Stress verbunden war. Also verschlechterte sich wieder meine Sprache. So kam ich dann zu einem herkömmlichen Logopäden, der aber ebenfalls gar nichts brachte. Meine Sprache normalisierte sich aber dennoch von allein.


    Nach der Lehre Studium... erstmal an der Uni. Da habe ich keine grossartigen Änderungen wahrgenommen.
    Jedoch habe ich irgendwann gemerkt, dass ich mit dem Studium nicht schnell genug voran komme und wechselte zur FH.
    Auf der FH fingen dann die Probleme an, da ich mich gewissermaßen unter "Zugzwang" sah. Denn die FH hat kein "Auffangnetz" mehr, also muss jetzt mein Studium klappen! Folge: Meine Sprache verschlechterte sich wie nie zuvor. Ich bekam kaum noch einen ganzen Satz ohne Block raus.


    Weil ich nun im letzten Studienjahr bin und öfter mal Vorträge vor einer "Klasse" halten muss, habe ich mich zu dem Stotterer-Training entschieden. Diese Therapie, bzw. das Training, schlug bei mir sehr gut an. Nun kann ich auch in Problemsituationen sehr gut mit meiner Sprache umgehen.


    Aber dazu musste ich erstmal begreifen, dass Stottern eine herbe Einschränkung ist, wie
    - schlechtere Noten für Referate
    - schlechtere Chancen auf einen Job


    Aber auch der tägliche Umgang mit Menschen wird sehr erleichtert. Ich hatte zwar nie wirklich Berührungsangst, aber in manchen Situationen habe ich schon das Gespräch vermieden. Das brauche ich jetzt nicht mehr!


    "In Sachen Thomas" kann ich nicht viel raten. Ich kenne das Problem nur all zu gut. Früher hat man mich zu den Therapien je nach Alter gezwungen oder überredet - und sie brachten nichts! Wahrscheinlich zum Teil auch, weil ich nur halbherzig bei der Sache war.


    Ich sehe nur eine Möglichkeit: Thomas muss einsehen, dass es sich ohne Stottern leichter lebt. Ansonsten wird die beste Therapie nichts bringen!


    In dem Stotterer-Training lernt man, dass man sein Stottern erstmal akzeptieren muss, den "Stotterer" in sich selbst muss man hassen und dann kann man durch die verschiedenen Techniken etwas gegen das Stottern unternehmen (gewagte Interpretation der Therapie meinerseits).


    Sooo... genug geschwallert... ;)
    Gruss!
    Hendrik

    Am Ende ist alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. - indisches Sprichwort

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Caren,


    herzlich willkommen im Forum! Wenn die Motivation, eine bestimmte Technik während des Sprechens anzuwenden, nicht gegeben ist, dann muss man langfristig denken und planen. Als 12-jähriger fällt einem das meist noch sehr schwer. Der Wille, etwas gegen das Stottern zu tun, wächst aber sicher auch mit dem Leidensdruck. Es ist aber schon mal ein gutes Ergebnis, wenn die Symptome allgemein geringer bleiben als vor der VR-Therapie. Das gibt doch sicher Hoffnung.


    Im Stotterer-Training (ST) haben manche Heranwachsende zu Beginn ähnliche Probleme, so berichten jedenfalls die Eltern: "Wenn unser Kind die Sprechtechnik anwendet, klappt es wunderbar. Es ist nur zu faul die Übungen zu machen." Nun, das ST ist als langfristige Intervention angelegt. In der Gemeinschaft helfen wir uns gegenseitig herauszufinden, warum wir uns so oder so verhalten. Durch die Meditations- und Entspannungsübungen, die Arbeit an unseren Gefühlsmustern (das funktioniert auch bereits bei Kindern und Jugendlichen) und die immer neuen Gespräche über Problemlösungen steigt das Bewusstsein für Notwendigkeiten und die eigenen Möglichkeiten.


    Man trifft sich über mindestes ein Jahr ziemlich regelmäßig und tauscht Erfahrungen aus, übt gemeinsam und bringt sich so immer wieder zurück in dei Spur. Dabei spielen auch die Eltern von jüngeren Teilnehmern eine wichtige Rolle. Die meisten Kinder, die das ST besuchen, sprechen so auch langfristig wesentlich besser als vor dem Trainingsjahr.


    Vor ein paar Tagen haben wir eine E-Mail von Swantje Z. erhalten, die ich einfach mal (anonymisiert) zitiere:


    Jan-Lucas war im Februar 2005 zum Schnuppertag da, im April hat er dann das Basistraining absolviert. Zur Nachsorge war er im Juni, August und Dezember für jeweils 4 bis 5 Tage beim Training. Wenn Du interessiert bist, frage ich Swantje, ob wir Dir ihre Adresse schicken können, dann kannst Du Dich mit ihr bei Gelegenheit in Verbindung setzen. Es sind auch noch eine Reihe weiterer Eltern, deren Kinder beim ST waren oder noch sind, bereit, Auskünfte über ihre Erfahrungen zu geben.


    Melde Dich einfach per PN oder E-Mail bei mir, vielleicht kannst Du ja die Erfahrungen auf Thomas' bereits begonnene VR-Therapie übertragen.


    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo!


    Vielen Dank für die ausführlichen Antworten! Ich denke auch manchmal, dass Thomas schon unter seinem Stottern leidet. Er hat allerdings so ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl (darum beineide ich ihn!), dass er keine Hemmungen hat, zu reden. ein Beispiel: Seit drei Jahren besteht er darauf, im Kindergottesdienst an Weihnachten die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vorzulesen. Er bringt keinen Satz ohne Blockaden raus, aber er macht es jedes Jahr wieder, wehe, man lässt ihn nicht! In der Schule beteiligt er sich normal am Unterricht, zieht sich also nicht zurück.


    Sicherlich wäre das ST interessant, ich muss mich mal einlesen, wo, wie, wann und überhaupt!! ?(


    Mit dem Entspannen haben wir so unsere Probleme, er weigert sich, sich zu entspannen!! Die Sprachtherapeutin wollte mit ihm Übungen machen, da hat er sich total verweigert. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es mit Gruppen"zwang" besser klappt.


    So, genug gelabert, ich gehe jetzt mal auf die Homepage und informiere mich über die ST.


    Hans: Ich wäre sehr interessiert an Austausch mit anderen Elten!


    Viele Güße,
    Caren


    P.S.Ich wollte noch sagen, dass ich euch über den Link zum Meier-Lied in der BVSS-Liste gefunden jabe! Das Lied ist super!! :up: :respekt:

    Viele Grüße,
    Caren mit Thomas
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    Alle angenehmen Dinge sind entweder illegal, unmoralisch oder sie machen dick!

    Einmal editiert, zuletzt von MamavonThomas ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von MamavonThomas
    Hans: Ich wäre sehr interessiert an Austausch mit anderen Elten! .... P.S.Ich wollte noch sagen, dass ich euch über den Link zum Meier-Lied in der BVSS-Liste gefunden jabe! Das Lied ist super!! :up: :respekt:


    Hallo, liebe Caren,


    ich sende Dir die Adressen per E-Mail, damit nicht jeder dahergelaufene Hinter-Meier die Leute belästigt. :D


    Danke, für Dein Feedback zum Song!


    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Caren,


    ich habe Deinen Beitrag anfangs eher überflogen. Dann bin ich bei folgenden Sätzen hängen geblieben:


    "Das Problem ist, dass ihn sein Stottern nicht besonders stört..."


    und


    "Er hat allerdings so ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl (darum beineide ich ihn!), dass er keine Hemmungen hat, zu reden."


    Meine Erfahrung ist:


    1. Die meisten Stotterer stört weniger das Stottern an sich als viel mehr die Reaktionen ihrer Umwelt auf das Stottern. Diese ist also für den Großteil des Leidensdrucks verantwortlich, den ein Stotterer empfindet.


    2. Ein mangelndes Selbstbewusstsein ist ein Nährboden für Stottern und kann gleichzeitig Folge des Stotterns oder der Reaktionen der Umwelt auf das Stottern sein. Es gibt also eine Wechselbeziehung.


    3. Um dem Stottern etwas entgegen zu setzen ist ein gutes Selbstbewusstsein unbedingte Voraussetzung.


    4. Die Angst zu reden ist der schlimmste Feind des Stotterers.


    Ich weiß nicht wie stark Thomas stottert. Solange er nicht so stark hängen bleibt, dass er nicht mehr in der Lage ist, sich zu artikulieren, würde ich ihn gewähren lassen und bestärken. Er wird selber merken, wenn ihn das Stottern zu sehr stört und dann selbst entscheiden, ob es ihm wert ist, eine Therapie zu absolvieren und die Übungen zuhause weiter zu machen. So wie Du ihn beschrieben hast ist er ein heller Kopf.


    Ich sehe - auch aus eigener Erfahrung - viel mehr eine Gefahr darin, einem Kind von 12 Jahre das Gefühl zu vermitteln, eine Therapie machen zu müssen. Denn das sagt impliziert, man sei "nicht normal". Jeder "helle" Zwölfjährige kriegt das mit. Und das kann schlimmere Narben reißen als alles Stottern. Solange er in den Sprechsituationen nicht völlig scheitert und darunter leidet... naja, ich wiederhole mich.


    Ich hoffe, ich konnte Euch helfen.


    Gruß,


    Michi

  • Zitat

    1. Die meisten Stotterer stört weniger das Stottern an sich als viel mehr die Reaktionen ihrer Umwelt auf das Stottern.


    Ja, das stimmt! Ich hasse es, wenn ich einen Block habe und mein Gesprächspartner dann die Augen zusammenkneift... als ob jemand mit zusammengekniffenen Augen besser hören könnte :rolleyes: Danach war auf jeden Fall bei mir Hopfen und Malz verloren!

    Am Ende ist alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. - indisches Sprichwort

  • Zitat

    Original von HendrikW


    Ja, das stimmt! Ich hasse es, wenn ich einen Block habe und mein Gesprächspartner dann die Augen zusammenkneift... als ob jemand mit zusammengekniffenen Augen besser hören könnte :rolleyes: Danach war auf jeden Fall bei mir Hopfen und Malz verloren!


    Seh ich auch so. Ich finde es gut, dass wenn man einen Block o.ä. hat, dass sie einen ganz normal angucken. Naja, man muss auch sagen, dass es für diese Menschen oft eine völlig neue Erfahrung ist und sie noch nicht so viel/keinen Kontakt mit Stotteren hatten.

  • Hallo!


    Ich habe gerade meinen "Vorstellungsthread" wiedergefunden!! Jetzt, ein halbes Jahr später, hat Thomas zwei Wochen Stotterer-Training hinter sich und ist die meiste Zeit flüssig. WAHNSINN!!
    Er hatte in der Schule auch immer Bauchschmerzen, die, wie er sagte, vom Essen kamen. Nach der ersten Woche ST waren die Bauchschmerzen weg und sind nicht wiedergekommen, obwohl wir unsere Ernährung nicht umgestellt haben!! :D


    Abends, wenn er müde wird, fängt er manchmal wieder an zu stottern, weil er einfach zu kaputt ist, sich auf irgendwas zu konzentrieren! Aber in der Schule und auch sonst spricht er fast *normal*!!!! Gestern waren wir bei der Kinderärztin, die war auch ganz begeistert von ihm, sie konnte es kaum fassen.


    Natürlich werden wir noch oft beim ST auftauchen :winke: , in zwei Wochen ist es wieder so weit!! :freu:


    Ich halte euch auf dem Laufenden!!

    Viele Grüße,
    Caren mit Thomas
    -------------------------------
    Alle angenehmen Dinge sind entweder illegal, unmoralisch oder sie machen dick!

    Einmal editiert, zuletzt von MamavonThomas ()

  • Hallo !


    Nochmal zum Thema:


    "Die meisten Stotterer stört weniger das Stottern an sich als viel mehr die Reaktionen ihrer Umwelt auf das Stottern"


    Mich stört das Stottern an sich.
    Meine Sprache ist mein kommunikatives Werkzeug. Wenn das nicht funktioniert dann stört es mich.
    Wenn meine Bohrmaschine kaputt geht, ärgert es mich auch erstmal. :hammermich:
    Wie mein Gegenüber reagiert, das ist sein Problem. Das ist mir völlig egal.
    Ich glaube das Überbewerten der "Reaktionen der Umwelt" gehört mit zu den Kompensationsmechanismen eines Stotterers. :bash:
    Chris