Hallo Caren!
Jeder hat natürlich seine eigenen Gefühle. Aber irgendwie kann ich nicht wirklich glauben, dass das Stottern Thomas nicht stört. Das ist nur ein Vorwand nicht zu üben - wenigstens war es bei mir so.
Ich sah, dass die Mitmenschen auf mich Rücksicht nahmen, dass ich auch mit Stottern durchs Leben kam und ja sogar manchmal Vorteile aus dem Stottern ziehen konnte, z.B. fast jeder Lehrer hatte dafür Verständnis, wenn ich mündlich wenig zum Unterricht beitrug.
Also warum das ändern, was einerseits zwar ein Handicap ist, aber andererseits mir (faulem Sack) so sehr von Vorteil war?!
Ich habe zwar auch schon einige Therapien hinter mir, die ich aber aus heutiger Sicht vom Ansatz her völlig falsch finde. Herkömmliche Logopäden bringen gar nichts, sondern fördern noch Vermeidungstechniken!
Mein Stottern war in der Regel relativ schwach und situationsbedingt dann stärker. Unter Freunden z.B. sprach ich fast völlig blockfrei.
Aber es gab Zeiten, da hatte ich allgemein recht viel Stress. Vor allem kann ich mich an mein Sitzenbleiben in der 7. Klasse gut erinnern, das ein stottermäßiges Tief nachsich zog.
Also schleppten mich meine Eltern zu einer "neuen und besseren" Therapie (ich war zu dem Zeitpunkt schon ca. 5 Jahre nicht mehr therapiert worden), die aber sehr umständlich und total unnütz war.
Trotzdem pendelte sich meine Sprache wieder ein, so dass sie wieder für mich normal war, also schwach und situationsbedingt stärker.
Nach dem Abi habe ich mich entschlossen, eine Lehre zu machen. Das war wieder ein Umgebungswechsel, der auch nicht ganz ohne Stress verbunden war. Also verschlechterte sich wieder meine Sprache. So kam ich dann zu einem herkömmlichen Logopäden, der aber ebenfalls gar nichts brachte. Meine Sprache normalisierte sich aber dennoch von allein.
Nach der Lehre Studium... erstmal an der Uni. Da habe ich keine grossartigen Änderungen wahrgenommen.
Jedoch habe ich irgendwann gemerkt, dass ich mit dem Studium nicht schnell genug voran komme und wechselte zur FH.
Auf der FH fingen dann die Probleme an, da ich mich gewissermaßen unter "Zugzwang" sah. Denn die FH hat kein "Auffangnetz" mehr, also muss jetzt mein Studium klappen! Folge: Meine Sprache verschlechterte sich wie nie zuvor. Ich bekam kaum noch einen ganzen Satz ohne Block raus.
Weil ich nun im letzten Studienjahr bin und öfter mal Vorträge vor einer "Klasse" halten muss, habe ich mich zu dem Stotterer-Training entschieden. Diese Therapie, bzw. das Training, schlug bei mir sehr gut an. Nun kann ich auch in Problemsituationen sehr gut mit meiner Sprache umgehen.
Aber dazu musste ich erstmal begreifen, dass Stottern eine herbe Einschränkung ist, wie
- schlechtere Noten für Referate
- schlechtere Chancen auf einen Job
Aber auch der tägliche Umgang mit Menschen wird sehr erleichtert. Ich hatte zwar nie wirklich Berührungsangst, aber in manchen Situationen habe ich schon das Gespräch vermieden. Das brauche ich jetzt nicht mehr!
"In Sachen Thomas" kann ich nicht viel raten. Ich kenne das Problem nur all zu gut. Früher hat man mich zu den Therapien je nach Alter gezwungen oder überredet - und sie brachten nichts! Wahrscheinlich zum Teil auch, weil ich nur halbherzig bei der Sache war.
Ich sehe nur eine Möglichkeit: Thomas muss einsehen, dass es sich ohne Stottern leichter lebt. Ansonsten wird die beste Therapie nichts bringen!
In dem Stotterer-Training lernt man, dass man sein Stottern erstmal akzeptieren muss, den "Stotterer" in sich selbst muss man hassen und dann kann man durch die verschiedenen Techniken etwas gegen das Stottern unternehmen (gewagte Interpretation der Therapie meinerseits).
Sooo... genug geschwallert... 
Gruss!
Hendrik