Hey Leute,
was mich ja schon lange seit meiner Stotterer-karriere beschäftigt, ist die frage warum ich mir teils "minderwertig" vorkomme. Minderwertig ist das falsche wort, aber es ärgert mich, nicht immer und überall das sagen zu können, was ich gern möchte - und warum? Weil ich mir im schlimmsten fall einbilde "peinlich" auf andere menschen zu wirken.
Aber ist dies denn so? Ich meine der unangenehme "antrieb" des Stotterns entsteht ja eigentlich nur in der Interaktion mit anderen menschen. Würden alle menschen auf einem einsamen planet leben, würde sich keiner ums stottern kümmern. Fakt ist jedoch, dass sich dadurch auch ein sozialer nachteil ergibt: In geselligen runden keinen spontanen einwurf machen zu können, als ruhig und "seltsam" zu wirken, wenn man zwanghaft versucht bestimmte worte zu vermeiden, oder gesprächen aus dem weg zu gehen.
All dies machen wir ja um nicht peinlich aufzufallen - anderen leuten, die wir meist nicht kennen gegenüber ( bei der eigenen familie, ist dies ja meist nicht so ).
Darum würde ich gern einmal wissen, ob diese angst begründet ist? Evtl gibt es ja nicht stotterer, die dies hier lesen und oft mit einem Stotterer verkehren?.
Bzw. hab ich immer das gefühl, dass das einzige "wirkliche" problem in meinem leben mein stottern ist ( "und oh ja... was könnte ich alles machen wenn es weg wäre" ). Aber, selbst wenn es weg wäre, würde ich mir andere probleme "suchen".
Fakt ist auch, dass wenige menschen dem stottern gegenüber tollerant sind. Vielleicht mögen viele sagen "ja, ich find das nicht so schlimm", meiden einen aber trotzdem. Man sagt seinem nachbarn ja auch nicht " hey pass mal auf, ich mag dich nicht" - man muss
noch ein wenig mit ihm auskommen.
EDIT: Festgestellt habe ich auch bei mir, dass es sogar am Tag phasen geben kann, wo es fast weg ist und phasen wo es fast gar nicht geht. - Jenachdem mit WEM wir reden. Es gibt Leute, die es vielleicht eh schon wissen und einen trotzdem schätzen, einem anerkennung wegen anderer dinge entgegen bringen - dann gehts meist recht gut. Trifft man nun auf Leute (z.B. auf der Arbeit) mit denen man auch als "normaler mensch" nicht so gut kann, ist das ganze schon angespannter und das stottern tritt häufiger auf, obwohl man es ja grade da gern vermeiden möchte.
Ich denke (zumindest bei mir), dass das Stottern stark davon abhängt, wie wir eine Situation unterbewusst einschätzen, ob es uns "eigentlich egal ist", oder ob wir jetzt "ja keinen fehler machen" wollen, die situation evtl. als "bedrohlich" einschätzen.
gruß