hallo!
Ich möchte euch gerne von meinen Erfahrungen mit dem Stottern berichten.
Ich bin 20 Jahre alt und mache eine Ausbildung. Ich stottere seit dem ich 11 Jahre alt bin.
Es kam meines Erachtens von heute auf morgen. Ich war früher ein sehr guter Schüler. Sehr gute Noten, sehr gutes Arbeitsverhalten und so weiter. In der 6ten Klasse dann hatte ich sehr wenig Freunde und wurde von meinen Klassenkameraden ausgeschlossen. Meine Noten sanken ab der 8ten Klasse sehr enorm.
Ich glaube, mein Stottern kam durch dem damals verlorengegangenem Selbstvertrauen. Ich habe damals nicht viel geredet und hatte meist Angst etwas zu sagen.
In der 8ten Klasse dann kam mein Stottern richtig "durch". Ich musste einmal ein Referat halten, wobei ich gar nicht bemerkt habe, dass ich stottere. Aber meine Mitschüler kicherten und flüsterten über mich.
Eigentlich finde ich, dass es bei mir kein richtiges Stottern ist, sondern eher so eine Blockade zu reden. Wenn versuche etwas zu sagen, spannt sich oft mein ganzer körper an, sodass ich nichts sagen kann.
Probleme habe ich meist mit A, F, K, P, H, M und L . Das Blöde an dieser Sache ist, dass mein Vorname mit M und nachname mit L anfängt.
In meiner Ausbildung ist mir heute was passiert, was mir dermaßen von peinlich war, sodass ich den ganzen Tag darüber nachdenken musste. Sowas passiert aber nicht sehr oft:
Ich musste einen Schlüssel holen, welcher auf meinen Namen geschrieben werden musste. Der Pförtner fragte nach meinem Vornamen. Ich stand da bestimmt 10 Sekunden mit "ehhh ehhh ehh hmm hmmm hmmm". Zum Glück bekam ich meinen Namen mit Ach und Krach rausgewirkt.
Es gibt aber auch Phasen, wo ich wie ein Wasserfall sprechen kann! Ich fühle dann auch ganz anders. Irgendwie ganz frei und gelassen. Ich verstehe das nicht. Erst rede ich 4 Tage flüssig. Dann 10 Tage stotternd.
Nunja. Stottern beeinflusst stark mein Leben. Mein Selbstbewusstsein ist sehr oft im Keller. Manchmal leide ich auch an kleinen Depressionen. Ich habe dadurch viele Freunde verloren und sehen mich als Witzfigur, der nicht sprechen kann.
Mein Stottern war ebenfalls der Grund dazu, dass ich mein Abitur abgebrochen und eine Ausbildung begonnen hab. Ich war wirklich ein guter Schüler, aber durch meine Ängste vor einer Menschegruppe zu sprechen konnte ich einfach nicht mehr.
Schließlich ging ich vor Anfang meiner Ausbildung zu einer Logopädin. Dort war ich ca. 2 Monate. Gebracht hat es eigentlich nichts. Es konnte aber auch daran gelegen haben, dass ich mir sehr wenig Hoffnung gemacht habe, dass ich es jemals schaffe, das Stottern zu bewältigen.
Könnt ihr mir sagen, was die beste und längstanhaltende Therapie für Stottern ist?
Ich wünsche euch allen, dass ihr das Stottern überwindet, viel Erfolg im weiteren Lebenslauf und einen schönen Sommer 2010!