Dringend -Therapietipps für Kind gesucht! Welche Fehler können wir (Eltern) vermeiden?

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  • Hallo,


    wir sitzen seit etwa acht Wochen in einer echten Zwickmühle - unser Sohn, 4 Jahre, also eigentlich noch in der Zeit der Sprachentwicklung und ganz normalen Störungen, stottert immer intensiver. Normalerweise würde ich sagen, "abwarten, das geht vorrüber", doch langsam irritiert mich die Dauer dieser Phase. Ich fürchte, dass unser Sohn evtl. die Sprachstörung meines Mannes "ererbt" hat - falls dies überhaupt möglich ist. In der Familie meines Mannes stottern sowohl der Bruder, als auch der Vater (Jaspers Opa), in meiner Familie stotterte bis ca. zu seinem 30. Lebensjahr mein Vater. Ich meine hier Stottern als Überbegriff - die Sprachstörung fällt bei jedem Familienmitglied anders aus, also Poltern usw. ...


    Jasper hat Anfang Oktober einen Kinderarzttermin, bei dem das Stottern konkret thematisiert wird. Ich möchte bis dahin eine Entscheidung gefällt haben, in welche Richtung ich mit meinem Vorwissen tendiere, da unser Kinderarzt manchmal eher zögerlich in seinen Entscheidungen ist und uns diese auch nicht abnehmen kann.


    Was ich jetzt gerne wissen möchte, sind die Erfahrungen von Stotterern (ich hoffe, das Wort ist in Ordnung) zu frühen Therapien im Kindesalter. Mein Mann hatte mit 9 Jahren eine Logopädie-Therapie, mit dem Ergebnis, dass er sich seit dem standhaft weigert, eine neue Therapie zu beginnen. Irgendetwas muss damals gründlich schiefgelaufen sein, er kann sich jedoch an nichts(!) mehr erinnern (was ihn selbst irritiert - die Therapie muss ziemlich übel gewesen sein). Der einzige echte oder auch zweifelhafte Erfolg war wohl der, dass er gelernt hat, seinen Sprachfehler zu akzeptieren - allerdings Jahre nach der Therapie... Alle anderen stotternden Mitglieder der Familie kann ich nicht fragen, da sie entweder nie einen Logopädiekurs hatten oder verstorben sind.


    Ach ja, was vielleicht noch wichtig ist - unser Sohn ahmt das Stottern nicht nach, was wir auch erst vermuteten, sich jedoch bei genauer Beobachtung ausgeschlossen hat. Und das Stottern ist in unserer Familie an sich kein Thema, da es normal ist, d.h. wir bemerken es nicht wirklich auch wenn's mal länger dauert, was den Alltag entspannt und das Sprechen für meinen Mann z.Bsp. ungemein erleichtert.


    Was können die Eltern also falsch machen? Ist Sprachtraining für diese kleinen Pimpfe sinnvoll (bzw. hat jemand selbst damit Erfahrungen gemacht)?


    Einen großen Dank an Euch - Birgit

  • Hallo Birgit!



    Ich glaube, es ist gar nicht so unnormal, dass logopädische Therapien bei Stotterern jeden Alters schief laufen. Ich möchte jetzt nicht alle Logopäden über einen Kamm scheren, es gibt ganz bestimmt einige wenige, die wirklich kompetent sind und helfen können. Aber das passiert dann wahrscheinlich nicht deswegen, weil die vermittelten Sprechtechniken so klasse sind, dass der Patient das Problem damit in den Griff bekommen kann, sondern es passiert, weil die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt und der Patient, inspiriert durch den Therapeuten, beschließt, das Stottern nun endlich über Bord zu werfen. Zumindest sind das meine ganz persönlichen Erfahrungen, die sich durch das Kennenlernen vieler anderer Stotterer und derer Therapiegeschichten in den letzten Jahren immer wieder bestätigt haben.


    Ich an Eurer Stelle würde abwarten, ob Euer Sohn im Laufe des Heranwachsens aufgrund seines Stotterns einen inneren Leidensdruck entwickelt oder nicht. Falls er eines Tages beginnen sollte, darunter zu leiden, wird er bestimmt froh sein, eine Therapie machen zu können. Falls er aber niemals darunter leidet, weil er in seiner Umwelt unabhängig von seinem Stottern akzeptiert wird und es ihm selbst gar nicht als "Problem" ins Bewusstsein kommt, dann soll er auch keine Therapie machen. Es freut zwar die Logopäden, therapieren zu dürfen, weil sie ja auch ihr Leben und ihre Praxismieten bezahlen müssen, aber so lange Euer Sohn nicht den freien Wunsch äußert, eine Therapie zu machen, weil ihn das Stottern wirklich stört, müssen die Logopäden halt den Gürtel enger schnallen. :)


    Bestimmt kannst Du meiner Antwort entnehmen, dass ich nicht viel vom Berufszweig "Logopädie" halte. Es ist einfach so, dass ich als Kind mit vielen Logopäden zu tun hatte und immer wieder enttäuscht wurd, weil diese Leute einfach nicht wussten, wie sie mir helfen konnten. Sie hatten ihre Ausbildung und ihre Lehrbücher und ihre "Berufserfahrung", aber sie wussten trotzdem nicht, was sie mit mir anstellen sollten. Denn sie hatten keine Ahnung, was in der Seele eines Stotterers passiert. Und sie waren unehrlich, weil sie so taten, als hätten sie Ahnung.


    Mein Tipp ist also, sich, falls es eines Tages einen Leidensdruck geben sollte, an jemanden zu wenden, der selbst stottert oder gestottert hat, also auch in der Lage ist nachzuvollziehen, wie es seinem Patienten geht. Hans Liebelt, der Betreiber dieser Internetseiten, ist da eine gute Adresse.


    In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Erfolg und Eurem Sohn eine schöne Kindheit!


    Björn



    PS:


    Hier hat in den letzten Tagen eine ähnliche Diskussion begonnen.

  • Hallo !


    Die Meinungen und Therapeutenratschläge gehen bei stotternden Kindern wohl ziemlich weit auseinander; manche meinen, daß Stottern ausschließlich im Kindesalter heilbar wäre, andere behaupten wiederum das Gegenteil.
    Leider haben unsere Forscher und Wissenschaftler anscheinend noch keine einheitliche und aussagekräftige Norm gefunden, vielleicht wird es die auch nie geben, weil jeder Stotterer individuell stottert.


    Ich persönlich habe als Kleinkind gelispelt und war sehr froh, daß mein Vater mich damals zur Logopädin brachte. Ich erinnere mich sogar heute noch gerne an die Stunden mit ihr.
    Leider fing mein Stottern erst im jungendlichen Alter an, so daß auch mein erster Besuch bei einer Logopädin sehr spät stattfand. Bevor ich mir selber mein Stottern eingestand, habe ich natürlich diverse lästige Vermeidungstechniken angenommen, wie z.B. das Umstellen von Sätzen oder das Austauschen von Wörtern. Auch sekundäre Begleitmerkmale wie das berühmte Augenknipsen habe ich mir in der Zeit angewöhnt.


    Wäre früher etwas gegen mein Stottern gemacht worden, dann hätte ich es vielleicht heute wesentlich besser im Griff. Aber als junges Mädel denkt man da gar nicht so drüber nach, man will das einfach verstecken. Auch ein kleines Kind wird daher wahrscheinlich nicht den freien Wunsch äußern eine Therapie machen zu wollen.


    Daher bin ich der Meinung, daß man nie früh genug damit anfangen kann ein stotterndes Kind zu therapieren und ihm somit Freiraum für dieses Problem zu schenken. Dabei ist es nur ausschlaggebend, daß die richtige Therapieform und der richtige Therapeut gefunden wird.


    Ich finde es sehr gefährlich, daß abgewartet wird, ob das Kind vielleicht irgendwann mal einen inneren Leidensdruck entwickelt, denn dann kann es schon zu spät sein. Es ist dabei auch nicht gewährleistet, daß das Kind mit den Eltern offen darüber spricht. Ich kenne Fälle, in denen die Eltern der Stotterer bis heute nichts über das Problem ihres erwachsenen Kindes wissen. Wenn man einmal in diesem Teufelskreis von Sprechangst, Scham und Leidensdruck gefangen ist, dann ist es oft ein langer Prozeß um diesen wieder verlassen zu können.



    Alles Liebe
    Nicole


    :]

    ... da er die Katzen nicht stören wollte, schnitt Mohammed den Teil des Mantels ab, in dem sie schlummerten und wickelte nur den Rest um seine Schultern ...

  • Natürlich sind die Erfahrungen an dieser Stelle unterschiedlich und manchen hilft eine Therapie bestimmt auch in früheren Kindheitsjahren.


    Bei mir entstand der innere Leidensdruck nicht aufgrund des Stotterns, sondern aufgrund des äußeren Zwanges, dieses wegzutherapieren. Bei vielen anderen mir bekannten Stotterern war das genauso.


    Schönes Wochenende,
    Björn

  • Versteh ich das richtig ? :
    Also ohne den äußeren Zwang hättest Du und Deine anderen Dir bekannten Stotterer Euer Stottern einfach akzeptiert ??


    :respekt:



    LG
    Nicole

    ... da er die Katzen nicht stören wollte, schnitt Mohammed den Teil des Mantels ab, in dem sie schlummerten und wickelte nur den Rest um seine Schultern ...

  • Also, wenn ich jetzt mal nur von mir spreche, dann wäre es niemals so stark geworden, wie es durch diese vielen Therapien geworden ist. Wenn ich Zeit habe, erkläre ich auch mal ein paar theoretische Hintergründe dazu.


    Bei vielen anderen Stotterern (nicht bei allen) war es genauso.


    Wenn kein Zwang da ist, gibt es kein Stotterproblem, und wenn es kein Stotterproblem gibt, muss man auch nichts akzeptieren.


    Schönes Wochenende!
    Björn

  • Deine Gleichung basiert auf der Annahme, daß Stottern durch den äußeren Zwang verursacht wird.


    Das bedeutet schließlich, daß man eigentlich gar nicht stottern würde, wenn keiner drüber reden würde. Oder?


    Für mich ist das schwer nachvollziehbar, aber natürlich akzeptierbar ! Bei jedem ist das bekanntlich verschieden.


    In meinem persönlichen Fall war es etwa anders:
    Erst kam mein Stottern, dann mein "Outing", dann erst folgte die Reaktion von außen ("Zwang") darauf.



    LG
    Nicole ;)

    ... da er die Katzen nicht stören wollte, schnitt Mohammed den Teil des Mantels ab, in dem sie schlummerten und wickelte nur den Rest um seine Schultern ...

  • Hallo Bjoern, hallo Nicole,


    vielen Dank für Eure Berichte - auch wenn und vielleicht weil Sie zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze aufziegen sind sie mir sehr hilfreich. Es gibt keine allgemeingültige Lösung, das ist mir klar. Es ging mir ja eben darum, unterschiedliche Erfahrungen geschildert zu bekommen. Ihr seid zwar auf den ersten Blick anderer Meinung, ich glaube aber eine Gemeinsamkeit für mich zu erkennen, die dann auch, zumindest jetzt, der Weg sein wird.
    Wichtig ist, das Jasper die Logopädietherapie wirklich aus eigenen Stücken möchte. Mit vier Jahren heißt das, in der Lernsituation Normalität und Geborgenheit zu finden. Es wird für Jasper sicherlich nicht in Ordnung sein, wenn wir ihm das nicht vermitteln können, damit meine ich keine abstrakte Nähe, sondern eine Gemeinsamkeit. Vertrauen.


    Da das mit dem Vertrauen so eine Sache ist und meine Erfahrungen mit Logopäden gleich Null sind, befasse ich mich jetzt mit der Suche nach dem oder der "Richtigen", das heißt, versuchen, mit Jaspers Augen zu sehen. Dank Eurer Hilfe und Jörgs Erfahrungen habe ich in etwa eine Vorstellung, was ich suche. Ich rede hier nicht von einer "Heilung", sondern eine Verbesserung der Situation.
    Angenommen mal der Fall, das Entwicklungsbedingte Stottern und das "bleibende" Stottern haben den gleichen Ursprung, dann geht es wohl nicht um Artikulation und Atemtechnik, sondern eher um den Erhalt des Selbstwertgefühls. Ich glaube nicht, das Jaspers Sprachrythmusstörung von "falscher" Atmung oder ähnlichem herrührt. Wie wäre es mit einfach einer Entwicklungsphase, die genetisch bedingt zu unterschiedlichen Ergebnissen bei Stotterern und Fließendsprechern führt? Ob Jasper später mal stottern wird, könnte dann momentan wirklich niemand diagnostizieren.


    Entscheidend finde ich auch den Einwand, ob der Logopäde selbst einen Sprachfehler hat oder hatte. Das gehört zu dem wenigen, an das sich Jörg überhaupt erinnern kann. Jemand , der sagt, er würde ihn verstehen, jedoch überhaupt keine Ahnung hat (und haben kann), was wirklich in ihm vorgeht. Auch eine Art Vertrauensbruch.


    Ich habe mich also für den Mittelweg entschieden. Jasper erhält vorerst keine Logopädische Therapie - zumindest nicht jetzt. Wenn ich einen oder eine Therapeutin gefunden habe, die wirklich zu Jasper und seine Umgebung passt, kann es losgehen - eben in dem Rahmen, den wir zulassen, die Lust am Sprechen und Sprache zu erhalten.


    Vielen Dank also nochmal an Euch - und falls Euch noch etwas einfällt, nur zu!


    Liebe Grüße - Birgit

  • Hallo Sonnenblume :]


    Toll, daß Du Dich so schlau machst!!! Das machen noch lange nicht alle Eltern !!


    Ich wünsch Deinem Zwerg alles Gute....


    Vielleicht verschwindet das Stottern ja auch wieder von ganz alleine... :keinplan: :up:



    LG
    Nicole ;)

    ... da er die Katzen nicht stören wollte, schnitt Mohammed den Teil des Mantels ab, in dem sie schlummerten und wickelte nur den Rest um seine Schultern ...

  • Hallo zusammen, interessante Diskussion, die hier entsteht. Ich selbst betroffen und Mutter einer heute erwachsenen Tochter, die auch stottert würde aus heutiger Sicht auf jeden Fall nicht nichts tun. :)
    Wir haben damals nichts getan…nun ja, die Möglichkeiten waren auch nicht so da.
    UND ZU SPÄT IST ES NIEMALS!!!!!


    Was für eine Therapie auf jeden Fall wichtig ist, dass der Betroffene den Willen dazu hat
    und die Therapie bewusst aufnimmt. Ich habe zu wenig Erfahrungen auf dem Gebiet, um einzuschätzen, ob das bei einem 4 - jährigen schon der Fall ist. Andererseits ist man im frühen Kindheitsalter bekanntlich am lernfähigsten. Kleinkinder lernen spielerisch und sehr effektiv.
    Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein 4 jähriger es bestimmt auch sehr spannend findet, dass, wenn er bestimmte Übungen macht, sich sein Sprechen verbessert.
    Eine sehr bedeutende Übung ist eben auch die richtige Atmung und das kann auch ein 4-jähriger schon trainieren.


    Ein weiterer Gedanke ist, dass Kleinkinder in einer aktiven Phase sind. Sie sind geistig und körperlich sehr bewegt und wollen alles auf einmal machen. Da kommt es vor, dass es auch beim Sprechen holpert und stolpert. Oftmals verliert sich das auch wieder.
    Wie das genau bei deinem Sohn abläuft, kannst nur du allein einschätzen.
    Auf jeden Fall ist es auch in 5 Jahren, dann ist er 9, noch nicht zu spät mit der richtigen Therapie anzufangen. Was du auf jeden Fall heute schon tun kannst, dich mit einem „Fachmann“ zu unterhalten. Zum Thema Logopäde kann ich nichts sagen, dem Vorschlag von Björn kann ich nur zustimmen. Ich selbst habe das Training bei Hans Liebelt mitgemacht
    b.z.w bin noch dabei. :up:


    Zum Leidensdruck: Ich denke der Leidensdruck entsteht bei jedem irgendwann einmal. Manchmal verliert er sich auch wieder. Ich kenne einen Verkäufer, der sehr, sehr stark stottert. Dieser Mann hat bestimmt keinen Leidensdruck. Er verkauft seine Produkte mit einem Selbstbewusstsein und hoher Fachkenntnis. Ich finde das ganz toll. Doch das nur nebenbei.


    Birgit, ich wünsch dir und deinem Sohn alles Gute . :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Birgit,


    vielleicht hilft es Dir, wenn Du mal mit Angelika sprichst. Sie ist die Mutter von Maike, die mit sechs Jahren das Stotterer-Training besucht hat. Ihre Telefonnummer ist 01805-78 68 83. Das ist eine Hotline, die 12 ct./min. kostet und die wir aus Datenschutzgründen geschaltet haben. Wenn Du mit Angelika näheren persönlichen Kontakt bekommen hast, kannst Du sie sicher auch über eine Billig-Vorvorwahl privat anrufen. Versuch es einfach mal.


    Liebe Grüße
    Hans