Die "innere" Haltung

Kostenlos: 5 Übungen gegen Stottern

Mit unseren erprobten Übungen lernst Du, Dein Stottern zu reduzieren – kostenlos und von zuhause.

Jetzt anmelden und sofortigen Zugang zu den Übungen gegen Stottern erhalten.

  • Gut, dann wollen wir mal loslegen.
    Dieses Thema ist wichtig genug.
    In diesem Forum können alle schreiben...


    Kinder, Mütter, Väter aber auch die, die es werden wollen oder auch nicht...


    Wichtig für Eltern ist meiner Ansicht nach die innere Haltung. Kinder erleben ihre Eltern wahrhaftiger...


    Ich habe irgendwann in meiner Kindheit angefangen zu stottern. Heute gehöre ich zum Team von Hans Liebelt, das war ein weiter Weg.


    Im Alter von 38! bekam ich Zwillinge, Sonja und Simon, heute fast 8 Jahre alt.
    Als Simon etwa 4 Jahre alt war begann er zu stottern.
    Erst nur leicht und auch nicht täglich, ich maß dem zunächst auch nicht viel Bedeutung bei. Man hört ja, dass in diesem Alter heute ca. 20% aller Kinder mehr oder weniger Sprachstörungen haben die sich wieder geben. Natürlich kamen auch mal diese Stimmen in mir hoch... und wenn Simon nun anfängt zu stottern?
    Und Simon begann richtig zu stottern.
    Das erste Mal als ich es hörte bekam ich eine Gänsehaut. Als selbst Betroffene lief in mir der Film ab wie angeblich kurz vor dem Tode...das ganze Leben läuft noch mal an dir vorbei...so lief mein Film über Simon an mir vorbei...ich sah ihn in der Schule, bei Prüfungen, als Jugendlichen uaaahhhh.............
    und er stotterte...
    Ich dachte, nein, das darf einfach nicht sein, dass er all das mitmachen muß was ich hinter mir habe...
    nicht noch das...
    Simon bekam Sprachheiltherapie in seinem Kindergarten...sprachliche Kompetenz entwickeln hieß das...
    somit war es also amtlich...
    meine Mutter sah mich vorwurfsvoll an...ich sagte, du sagst jetzt nichts. Keine Sätze wie...nun sprich mal langsam u.s.w.
    Ich fühlte mich schuldig, dachte, yep, das hat er wohl von mir geerbt. Meine Angst versuchte ich vor ihm zu verbergen aber Kinder merken das schnell.
    Meine Angst wurde seine Angst. Er sagte zu mir:" Mama, irgendwie kann ich nicht so gut sprechen..."
    Ach was, sagte ich dann, das wird schon...nur nicht thematisieren...aber in meinem Inneren tobte ein Krieg. Warum will man eigentlich immer nur das Beste für seine Kinder...die bessere Frage wäre aber...was ist denn das Beste...
    So vergingen etwa drei Monate...bis ich mir sagte, wie gelingt es mir Simon zu unterstützen? Was kann ich überhaupt tun...dann erinnerte ich mich an eine Begebenheit als er etwa 2 Jahre alt war...
    Sonja konnte schon immer gut klettern...je höher, he lieber...Simon, naja, eher weniger...und doch vertraute ich ihm. Das er einfach mehr üben musste um höher zu klettern und das er umsichtig und vorsichtig genug war...und er fiel NICHT....
    Dann waren wir zu Besuch bei einer Tante...Simon kletterte und es sah ziemlich "wackelig" aus...
    Hey, Simon...rief ich...du schaffst es und lachte.
    Zwillinge und Konkurrenzdenken sind unzertrennbar offenbar...Meine Tante schrie in dem Moment...
    "SIMON:::DU FÄLLST...und was geschah...er fiel natürlich...Tränen, Trösten...alles wieder gut...


    Diese Begebenheit brachte mich dazu mein Verhalten zu überdenken. Wie dachte ICH denn über Simons Stottern? War ich nicht genauso wie diese Tante?
    Meine innere Haltung spürt er doch...Kinder haben feine Antennen für das was wahr ist und was nicht wahr ist...
    also änderte ich meine Haltung. Ich dachte nach, was wäre denn, wenn Simon nun wirklich sein ganzes Leben stottern sollte? Wäre es wirklich sooo schlimm?
    Was war denn mit mir, sah ich denn mein Stottern nicht auch als Chance? Hätte ich jemals die Worte so lieben gelernt...???? Und, stehe ich nicht heute gut da im Leben, bin zufrieden? Na also, Frau König!!!


    Dann lächelte ich...und dachte, gut, wenn es wirklich so sein soll dann bin ich seine Mutter und er sieht ja, wie ich damit umgehen kann...und wer weiß, warum er es für sein Leben "braucht", dieses Stottern.


    Das brachte mich dazu meine innere Haltung zu verändern. Wie einzigartig ist jeder Mensch, jedes Kind und wie kostbar ist mein Sohn mir... so, wie er nun mal ist. Ich instruierte sein Umfeld sein Stottern nicht zu thematisieren sondern ihm einfach normal zuzuhören und ihm Zeit zu schenken. Auch ich bemühte mich sehr, fließend zu sein. Durch ihn wurde ich quasi gezwungen an mir selber zu arbeiten...ich tat dies mit einem Lächeln...meistens.


    Mit etwa 6 Jahren hörte er plötzlich auf. So, wie es gekommen war, ging es auch wieder. Um die Wahrheit zu sagen, sicher fiel mir ein Stein vom Herzen, aber egal, was geschehen wäre, an meinen Gefühlen für ihn und für das Leben hätte es nichts verändert. Ich weiß, er wäre seinen Weg gegangen auch mit seinem Stottern. So wie ich und viele andere ihren eigenen Weg gehen. Darin liegt auch die Chance! Sich nicht zu beklagen sondern genauer noch hinzusehen...was ist Leben überhaupt? Das Glück? Und in dem Moment, wo ich meinen Sohn in Frage stelle, stelle ich mich selber in Frage.


    Warum schämen sich Menschen mit "Mängeln" überhaupt.
    Und kennt jemand ein "mängelfreies" Exemplar?


    Wir lernen auch von unseren Kindern. Allen Kindern denen ich bisher im Training begegnet bin, von allen konnte ich etwas lernen. Wie mutig sie sind ihr Stottern anzugehen...
    Das sie, auch wenn sie es nicht so einfach haben, auch voller Freude und Leben stecken...und wie gerne ich mich mit ihnen unterhalte...gleich, wie es gerade fließt...


    Ich weiß, dieser Spruch ist schon ein wenig abgedroschen und dennoch zitiere ich ihn jetzt...


    Eure Kinder sind nicht Eure Kinder
    Sie sind die Töchter und Söhne der Sehnsucht nach sich selbst... K. Gilbran


    Und das sollten wir nie vergessen...


    Eure Ana :] :] :] :] :] :] :] :] :]

  • Sehr guter Beitrag.


    Genau das ist es, was bei uns Stotternden falsch gemacht wurde. Wir fühlten das die Umwelt auf das Stottern reagiert. Angst kam hoch und dies setzte sich im Unterbewußtsein fest.


    Bis heute.

  • Klar, mach`das doch.


    Für Ivon...Danke für deine netten Worte.
    Kompliment geht auch zurück an dich, du schreibst sehr offen und es tut gut, deine Zeilen hier zu lesen.


    Auch wenn es abgedroschen klingt...
    Man sieht nur mit dem Herzen gut...


    Du kannst gut sehen!


    Ana