Gibt`s Polterer hier?

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  • Hallo,


    Polterer, klingt irgendwie lustig. Was das angeht, bin ich jedoch ziemlich humorlos. ;)


    Ich würde gerne Kontakt, zwecks Erfahrungsaustausch, zu Euch, die ihr betroffen seid, aufbauen. Schreibt einfach an meine e-mail Adresse. Bis dann und viele Grüße


    Hans-Jürgen

  • Ich kopiere mal eine Erklärung eines Forenmitglieds hier rein. Ist sehr gut erklärt und beschreibt das poltern ausführlich.



    "da ich auf verschiedenen Wegen bemerkt habe, daß die meisten stotternden Menschen nicht wissen, was Poltern ist, möchte ich dies kurz erklären:


    Poltern ist eine Redeflußstörung bzw. Sprachgestaltungsschwäche, die man als "umgekehrtes Stottern" bezeichnen könnte. Charakteristisch ist, daß man nicht unwillkürlich rhythmisch sprechen kann, d. h. normalerweise sprechen Polterer sehr schnell und überhastet. Zudem werden "Silben verschluckt" bzw. weggelassen (z.B. "Hatür" statt "Haustür").


    Wenn sich Polterer jedoch nicht nur auf den Inhalt dessen, was sie sagen wollen, sondern zugleich intensiv auf die Art und Weise des Sprechens konzentrieren, können sie normal sprechen, je nach individueller Konzentrationsfähigkeit. Die meisten etwa 3 bis 4 Sätze mittlerer Komplexität (leichte Gliedsätze).


    Leider gibt es für Polterer wenig Hilfen. So gibt es im deutschsprachigen Raum nur eine Homepage, die ausschließlich das Thema Poltern behandelt und sich aber leider vorwiegend an Therapeuten richtet:"

  • Hallo Hans-Jürgen,


    bei mir hat sich das stottern aus poltern entwickelt. Von einem Therapeuten hatte ich mal erfahren das eine solche Entwicklung von poltern zu stottern manchmal passieren kann.


    Man kann sich vorstellen das es für das anwenden von Techniken zur Stotterkontrolle nicht gerade günstig ist wenn man unbewußt während eines Gespräches immer schneller spricht.
    Es mag zwar für die welche die das nicht kennen seltsam klingen, nur man merkt es wirklich nicht in welchem Tempo man, als Polterer, versucht zu sprechen.


    Durch das hohe Tempo sieht es dann mit der Umsetzung von Techniken auch nicht mehr so toll aus und man landet ziemlich schnell in Problemen wo es dann schwierig wird noch Techniken anzuwenden (besonders in Streßsituationen).
    Es kann wirklich ungeheuer kompliziert sein sich während des Sprechens sowohl auf das Tempo des Sprechens (was mann als Polterer irgendwie falsch wahrnimmt), auf die Techniken zur Stotterkontrolle (die man durch falsche Tempowahrnehmung zu kurz oder eben schlampig [wie man es eben sieht] anwendet) und dann noch auf den Inhalt des Gespräches zu konzentrieren. Bei mir klappt es regelmäßig noch nicht aber ich arbeite daran.


    MfG
    john

  • Hallo John,


    bei mir war`s umgekehrt. Erst das stottern, dann das poltern. Das stottern war eigentlich gar nicht schlimm, doch ungünstige Umstände, mich auslachende "Freunde" während meines ersten stotterns, ließen mich immer mehr aus der Gesellschaft zurückziehen. Ich wurde immer schweigsamer. Wenn ich mal was sagen mußte, wollte ich es immer schnell hinter mich bringen. Das poltern war geboren.


    Ich habe auch keine Wahrnehmung für die Geschwindigkeit. Zu Testzwecken habe ich ein wenig auf Band gesprochen, mir besonders viel Mühe mit dem Sprechtempo gegeben. Mein sprechen kam mir unendlich langsam vor. Nach der Aufnahme habe ich es dann abgespielt. Die Geschwindigkeit war immer noch zu hoch. Das ganze noch einmal. Diesmal war es in Ordnung, doch die Betonung ging völlig verloren.


    Es ist aber, was mich angeht, keine Frage der Übung. Autogenes Training und die unterschiedlichsten Sprach- und Atemübungen, die ich ständig durchgeführt haben, funktionierten während der (Gruppen)Therapien und zu Hause bestens. Mit ein Grund, warum ich regelmäßig mit Stotterern aneinandergeriet, weil niemand verstand, warum ich mich als Stotterer bezeichnete.


    Doch da draußen weht ein ganz anderer Wind. Dieser "Mischmasch" aus stottern und poltern, bringt in Streßsituationen eine Sprache hervor, die bei den Menschen, Stotterer eingeschlossen, die unterschiedlichsten Reaktionen hervorruft. Das reicht von Nichtbeachtung bis zum aggresivsten Nachfragen. Noch kurz zum Ende, warum ich eben geschrieben habe, dass es in meinem Fall mit Übung nicht getan ist. Natürlich blieb das alles nicht ohne Folgen. In den Jahren habe ich eine soziale Phobie entwickelt, die mich das Haus kaum noch verlassen lässt.


    Ich bin zwar grundsätzlich sehr mitteilungsbereit, aber mehr möchte dann doch nicht zur sozialen Phobie sagen. Denn dieses Thema ist für ein Stottererforum noch exotischer, als das poltern.


    Viele Grüße


    Hans-Jürgen

  • Hallo Hans-Jürgen,


    das was du schreibst kommt mir irgendwie sehr bekannt vor (z.B. keine Wahrnehmung für die Geschwindigkeit).
    Bei einer Therapie die ich mal hatte wollten die Therapeuten mein Sprachtempo irgendwie drosseln damit ich die Techniken richtig anwende, mit dem Ergebnis das ich manchmal während des Sprechens vergessen habe was ich eigentlich sagen wollte (klingt sehr komisch ist aber tatsächlich passiert).


    Irgendwann habe die Therapeuten gemerkt, dass das gewaltsame drosseln des Sprachtempos mich nur in nochmehr Probleme bringt (ich war halt wirklich überfordert mich auf alles gleichzeitig zu konzentrieren). Also Tempo wieder hoch aber da war die Wahrscheinlichkeit groß das die Techniken nicht mehr so waren wie sie sein sollten. -> ziemliches Problem (auch für die Therapeuten)


    Das mit den Reaktionen, auch von Stotterern (es waren bei Stotterern wenige, aber es ist halt doch passiert), kommt mir bekannt vor. Es gab (wie gesagt wenige) Stotterer und andere Mitmenschen, die der Meinung war das ich die Techniken nicht gut genug umsetzte und deshalb Probleme bekomme, mich also nicht gut genug bemühe und darum selbst schuld bin. Aber das liegt warscheinlich daran das poltern genau wie stottern für außenstehende schwer nachvollziehbar ist.


    In Sachen Soziale Phobie bin ich auch etwas vorbelastet, ich war zwar meiner Meinung nie ein schwerer Fall, aber ich kann das selbst nachvollziehen (ich neige zur Vorwärtsvermeidung sofern dir das was sagt). Aber das sollten wir hier nicht öffentlich diskutieren, weil es dann wirklich zu weit von Thema dieses Forums entfernt ist und auch blöde Kommentare provozieren könnte.


    Zur Zeit versuche ich das ganze in den Griff zu bekommen in dem ich bewußt langsam spreche, ich glaube du kannst nachvollziehen wie schwer das ist. Manchmal gelingt es aber manchmal eben nicht. Letzte Woche hatte ich ein Vorstellungsgespräch wo es nicht funktioniert hat und was Sprachtechnisch völlig schief gelaufen ist (mein letzter Therapeut wäre wahrscheinlich schreiend weggelaufen).
    Kurz gesagt: Aufregung + Angst führte zu viel zu schnellen Sprechen führte zu schlechten Ausführung von Techniken führte zu " "Mischmasch" aus stottern und poltern" führte dazu dass ich sogar Blödsinn erzählt habe (habe versucht mein sprechen zu retten, bin aber dadurch mit dem Inhalt des Gespräches überfordert gewesen). Naja es hat zumindest jetzt meinen Ergeiz geweckt es beim nächsten mal besser zu machen.


    Es war aber zumindest interessant das es noch andere mit einer ähnlichen Symptomatik gibt. Ich habe mich bisher mit den Problemen (Poltern + Stottern + soziale Phobie) irgendwie als einzigartig gefühlt. Aber meine soziale Phobie würde ich selbst nicht als so schwer bezeichnen, vielleicht liegts aber auch am Typ Vorwärtsvermeidung (? bin mir aber da nicht sicher).


    Übrigends mein Stottern entstand aus einer unglücklich verlaufenden Therapie wegen zu schnellen Sprechens (ist damals als Poltern bestimmt wurden) bei einer Logopädin in früher Kindheit, die mir so die Hölle heiß gemacht hat dass ich "ordentlich sprechen soll" das mich fast 12 Jahre lang niemand dazu bewegen konnte auch nur eine Fuß in eine Logopädiepraxis zu setzen. Wodurch dann mein stottern erst richtig entstanden ist.


    MfG
    John


    (wir können die Diskussion auch gerne per mail oder PN fortführen, aber ich habe auch kein problem damit das öffentlich zu machen (es wäre vielleicht für andere interessant das es noch Sprachstörungen aus stottern gibt))