Das Stotter-Tier

Kostenlos: 5 Übungen gegen Stottern

Mit unseren erprobten Übungen lernst Du, Dein Stottern zu reduzieren – kostenlos und von zuhause.

Jetzt anmelden und sofortigen Zugang zu den Übungen gegen Stottern erhalten.

  • Stell Dir vor, in Deiner Brust wohnt ein kleines Tier. Es lebt da in einer gemütlichen Hütte und die meiste Zeit des Tages liegt es vor dieser Hütte und schaut auf die Straße, die vor seiner Behausung verläuft. Diese Straße müssen alle Wörter, die aus meinem Mund heraus wollen, passieren. Und an dem Tier vorbei müssen sie auch. Es gibt keinen anderen Weg.
    Das Tier liegt da und guckt sích all die süßen kleinen und großen Wörter an, die sich an ihm vorbei bewegen.
    Und dann spielt es mit ihnen. Es hält sie fest und lässt sie wieder los, es zieht sie in die Länge, es zerhackt sie in viele kleine Teile. Das macht es nicht immer, manchmal liegt es auch einfach nur da und guckt den Wörtern zu, wie sie an ihm vorbei ziehen. Manchmal schläft es auch ganze Tage, und die Wörter kommen völlig unbehelligt an ihm vorbei.
    Ich kann nicht sagen, dass ich das kleine Tier hasse. Es ist nun mal ein kleines Stotter-Tier und es macht, was kleine Stotter-Tiere nun mal so machen. Menschen zum Stottern zu bringen nämlich. Manchmal geht es mir gewaltig auf die Nerven, manchmal habe ich es fest unter Kontrolle und manchmal hat es mich fest im Griff. Es wohnt in meiner Brust so lange ich denken kann und irgendwie gehört es zu mir. Und dass es sich bei mir so wohl fühlt, meint es wohl als so eine Art Kompliment. Eine etwas zweifelhafte Ehre, aber was will man machen. Vielleicht baue ich eines Tages einen Zaun um das Tier und sein Hütte. Und dann sitzt es mit Tränen in den Augen hinter dem Zaun und schaut sich all die schönen Wörter an, an die es nicht mehr rankommt...


    Ähm, ja, so in der Art versuche ich immer anderen Menschen, die nicht wissen, wie Stottern so ist, zu erklären, wie sich das so anfühlt. Un dich dachte, als Eröffnung meines ersten Beitrages hier ist das vielleicht eine ganz nette Einleitung.
    Ich heisse Kristian (unterschreiben tue ich trotzdem mit meinem Nick 'Krulle'), bin 23 Jahre alt und lebe und studiere in Hamburg.
    Gestern Abend beim Grillen drückte mir eine Freundin, die in Tübingen studiert, eine Visitenkarte von einem Menschen, der irgendwie in diese Veranstaltung hier involvier ist (den Namen weiss ich grade nicht, habe die Karte nicht dabei) in die Hand und meinte, sie habe da so 'nen Typen kennengelernt, und was der übers Stottern erzählte, sei ganz interessant gewesen und ich solle mir doch mal diese Homepage angucken. Das habe ich jetzt getan und finde es ganz nett und interessant hier. Ich für meinen Teil stottere ungefähr seit meinem fünften Lebensjahr (scheint ja ein sehr beliebtes Alter zu sein, um mit ernsthaftem Stottern anzufangen, wenn ich mich hier so umgucke :) ), habe bisher zwei Therapien gemacht (die erste mit zwölf und dem Ergebnis, ein halbes Jahr völlig flüssig zu sprechen, die zweite um und bei 18, aber um Van Riper bis zum bitteren Ende durchzuziehen, war ich zu faul...) und betrachte das Stottern als einen festen Bestandteil von mir. Völlig los werden, werde ich es nie, aber ich kann lernen, es zu kontrollieren. Jetzt gerade sitze ich im Büro bei der CINEMA ('ne Kinozeitschrift), wo ich noch vier Wochen Praktikum mache. Würde nämlich sehr gerne in den Journalismus, den Sprechen und Schreiben, bzw. allgemein mit Sprache umgehen sind die Sachen, die mir am meisten Freude bereiten.


    Okay, das war's fürs erste,
    bis demnächst,


    Euch Krulle


    (Hm... jetzt muss ich glaube ich auf 'Neues Thema erstellen' klicken....)

  • Hi Krulle !


    Hier ein Fresschen für Dein Tierchen.
    Ersetze die Wörter: dick, essen usw. durch: stottern, sprechen, Blocks und Sprechangst.


    ´ Trotz meiner Angst benutze ich die Sprechtechnik und spreche fließend ´
    (diesen leichten Ausweg habe nur ich als Stotterer ha, ha ha !) :D


    Liebe Grüße Christoph



    Die Gefahr dick zu werden, die panische Angst davor und der Kampf dagegen, ist zum Zentralthema meines Lebens geworden.
    Wie ein unsichtbarer Begleiter marschiert dieser Kampf immer mit mir einher. Beim Essen muß ich stets und ständig aufpassen,
    weiß ganz genau, was ich essen darf und was nicht. Eiweiß und Gemüse darf ich, jedes kleine Kohlehydrat ist verboten.
    Und das Verbotene schmollt, ist beleidigt, es möchte auch mal- und meldet sich immer wieder. Dann holt die Angst die Zuchtrute raus und prügelt das Verbotene und sagt ihm, das es weggehen soll. Und das Verbotene rächt sich. Es sammelt alle seine
    Helfer, marschiert in breiter Front auf und setzt sich im Kopf fest. Da sitzt es dann, und die Angst umkreist es verzweifelt. Und bittet und fleht, dass das Verbotene doch weggehen möge. Aber das denkt gar nicht daran. Es wittert den Sieg. Bald ... gleich darf es auch mal. Und die Angst kraucht zusammen, gelähmt von sich selbst – und das Verbotene schlägt zu. In wilder Wut, in gieriger Verzweifelung schlingt es jetzt all das,was ihm die Angst solange
    vorenthalten hat. Es holt nach und sorgt vor, es suhlt sich im süßen, klebrigen Tümpel, denn es weiß genau: die Angst wird sich wieder aus der eigenen Erstarrung lösen und mächtiger werden. Und das Verbotene schrecklich strafen, bis es klein und gedemütigt in einer Ecke hockt. Dann sitzt das Verbotene finster da,sinnt erneut auf Rache, wartet ein bisschen, lauert, und irgendwann kommt wieder seine Stunde. Dieser Kampf tobt hin und her, und wie bei jeder richtigen Kriegführung beeinflusst auch hier das strategische Umfeld Sieg oder Niederlage der Parteien. Kommen starke Impulse von außen, echte Motivationen zum Schlanksein,
    siegt die Angst. Das Verbotene, die Süßigkeitsgier, wird andauernd unterdrückt. Zum Beispiel war das mit Carlos damals so.
    Dann die Schöne- Mädchen- Konkurrenzsituation in München und auch in Paris.
    Ich wollte schließlich Stewardeß werden. Es kommt in solchen Situationen der totalen Kontrolle doch immer wieder mal zu Heckenschützenaktionen des Verbotenen.
    Es schießt hier und da quer. Es meldet sich. Kleinere Auseinandersetzungen finden statt.
    Im ganzen aber hat die Angst das Heft fest in der Hand. Das Verbotene fristet ein kümmerliches Dasein. Ändert sich die äußere Situation, kommen Enttäuschungen, Kummer, fallen starke Motivationen weg, dann verändert sich die Kriegslage. Die Angst wird apathisch, die Kontrolle entgleitet ihr.
    Jetzt triumphiert das Verbotene. Es tröstet sich und holt kräftig nach, was ihm die Angst so lange vorenthalten hat.
    Ich werde wieder dick.
    In rasantem Tempo. Das ist meine Psycho- Struktur, die sitzt im Rollstuhl und will den Kampf aufnehmen,
    gegen lauter psycho- gesunde Mitstreiterinnen.
    Gesund wenigstens in dieser Hinsicht.

  • Hallo Christoph.


    Dein Text hat mich ein bisschen irritiert.
    War das Ganze nun als eine Metapher aufs Stottern gedacht, aber was hast Du dann gegen Kohlenhydrate? Und wieso will ein Mensch, der Christoph heisst, Stewardeß werden? Wenn überhaupt Steward, oder nicht? Bitte um Aufklärung.


    Außerdem ist Stottern nicht Scheiße. Es ist halt da und wenn man nicht so wirklich weiß, wie man es behandeln soll (das klingt jetzt viel zu medizinisch), bzw. damit umgehen soll, dann kann es schon nerven sein, aber ich glaube, es ist immer auch ein Seismograph für das eigene momentane Befinden und von daher gar nicht so schlecht.


    Argh... zu früh am Morgen, um Sinnvolles, bzw. Verständliches zu produzieren.
    Hoffe trotzdem auf Antwort und bis später.


    Gruß,
    Krulle :)


    Und kann mir nochmal wer erkären, wie ich jetzt die ganzen verschiedenen Smilies verwenden kann?

  • Hi Krulle !


    Der Text ist ein Auszug aus einem Buch. In diesem
    Buch ist eine Frau auf der Suche nach sich selbst und
    beschreibt Ihre Essstörungen.
    Korrekterweise gehört: Zitat aus: "Sylvia Frank: Der lange Brief an meine Mutter" an den Anfang des Textes.
    Wenn ich blockfrei sprechen möchte und die Sprechtechnik anwende, will ich meinen inneren Stotterer mit der Atemtechnik umpusten und wegpusten.
    Daher die Bezeichnung: " Stottern ist Scheiße." Ich habe mich schon zu oft auf meinen Erfolgen ausgeruht und kleine Blocks immer wieder stehengelassen.
    Ich bin es einfach leid und habe es satt. Darum gilt für mich: "Stottern ist Scheiße", weil es einfach mit der Spechtechnik nicht sein muß und weil ich es loswerden will.
    Ich verurteile mich niemals für mein Stottern.


    Liebe Grüße
    Christoph

    Popeln ist nicht der richtige Weg in sich zu gehen.
    Spreche langsam, aber denke schnell.

    5 Mal editiert, zuletzt von Christoph ()

  • N'Abend Christoph!


    Danke für Deine Erläuterungen. Trotzdem kann ich (wenn ich den Text aufs Stottern übertrage) mich nicht wirklich darin wieder finden. Ich habe keine Angst vor dem Sprechen. Ich habe mich in meinem ganzen Leben so gut wie nie aus Scham vor meinem "Fehler" versteckt. Wer es nötig hat, sich über einen Stotterer lustig zu machen, ist entweder einfach nur dumm oder selber ein armes Schwein, das sich freut, endlich mal einen vermeintlich Schwächeren gefunden zu haben, auf dem er/sie/es auch mal rumhacken kann. Ich weiss nicht, ob es an dieser Einstellung lag, aber bis auf ein einziges Mal bin ich in meinem Leben nicht wirklich böse gehänselt worden wegen meines Stotterns. Und für das Aufziehen im Flachs hatte ich meistens die besseren Konter auf Lager.


    Ich habe mal ne Frage: Was ist diese Sprech-, bzw. Atemtechnik, von der hier viele Reden? Ich bin erst seit zwei Tagen hier auf der Page und würde gerne mal wen von den "Verantwortlichen" sprechen. Mein Stottern ist zur Zeit nämlich so schlecht wie lange nicht mehr und das zu einem Zeitpunkt, wo ich es am allerwenigsten gebrauchen kann.
    Und mich würde interessieren, an wen ich mich da wenden muss, wenn ich mehr über den hier verbeiteten "Lösungsansatz" wissen möchte.


    Schönen Abend wünscht


    Krulle

  • Ich weiß jetzt nicht so genau ob das Thema hierher passt, aber schließlich geht es auch um die Frage wer, was, wie das Stottern auslöst.


    Ich habe neulich ein Buch namens "Abschied von der Opferrolle" (von Verena Kast) gelesen. Kam mir in der Bibliothek so in die Hände. Beim Lesen des Buchs habe ich mich automatisch (ohne länger darüber nachzudenken) gleich mit der Opferrolle identifiziert - ich bin ja der "arme" Stotterer.


    Und dann plötzlich nach einigen Tagen schießt mir der Gedanke ins Hirn, daß ich ja eigentlich der Täter bin. Ich tue ja was, ich stottere. Die anderen sind ja weitgehend passiv und hören mir zu. Somit bin ich der Täter. Das war im ersten Moment für mich ziemlich schockierend!


    Mittlerweile frage ich mich ob ich mit meinem Stottern die anderen zwingen will mir zuzuhören (oder zumindest habe es ich als Kind vielleicht so benutzt?).


    Für mich war das ein wie ein Knoten, der geplatzt ist. Ich betrachte seither mein Stottern ganz anders.


    Holger

  • Hallo Holger,


    genau das ist der springende Punkt.
    Hierzu passt auch schön der Spruch von der Homepage:
    Es ist besser eine Kerze anzuzünden (=ich kann mein Stotteren selbst beeinflussen) als über Dunkelheit zu klagen (=was macht das Stottern mit mir / wieso sind die anderen so böse zu mir).




    Andreas

  • Hi Andreas,


    jetzt wo du es sagst, sehe ich auch, daß das Thema in dem Spruch drinsteckt.


    Gestern habe ich beim Stotterer-Training angerufen. Ich habe zur Zeit grosse Probleme in der Firma. Die Verantwortlichen bekommen kalte Füsse, dass ich in der "heißen" Phase des Projekts dem Druck nicht standhalte. Und dann kam der Spruch, den ich absolut nicht mehr hören kann: "Es ist ja nur zu Ihrem Besten." Wie will bitteschön irgendwer ausser mir selbst wissen was das Beste für mich ist????!!! Ich war so wütend nach dem Gespräch.


    Meine Freudin hat sich auch total aufgeregt, aber das konnte ich dann überhaupt nicht brauchen. Meine letzte Rettung was wirklich beim Training anzurufen. Vielen Dank, daß Ihr euch Zeit genommen habt!!!!


    Fazit: die ganze Sache ist auch eine Chance endlich meine Sprechtechnik konsequent durchzuziehen.


    Allerdings frage ich mich wirklich ob ich nicht den Job wechsle. Ich schwanke noch, ob das ein "Davonlaufen vor dem Problem" wäre, andererseits weiß ich nicht ob das Weitermachen eine Art "Untätiges Hinnehmen" wäre.


    Ich brauch erst mal einen klaren Kopf.


    Holger

  • Hallo Holger,


    wirklich eine sehr schwierige Situation!


    Wäre es vielleicht eine Möglichkeit, den Verantworlichen per Mail nochmal klarzumachen, dass Du dir deine Aufgabe sehr wohl zutraust (ich gehe mal davon aus, das ist so). ? Das ist wohl in der jetztigen Situation der beste Weg, Deinen Standpunkt wirklich deutlich rüberzubringen. Natürlich in völlig sachlich und freundlichem Ton. Und ansonsten würde ich versuchen in allen Situationen "überruhig" zu bleiben. Was so nicht geht, geht in Hektik erstrecht nicht.
    Du hast ja so wies aussieht nichts zu verlieren.


    Hört sich alles ganz easy an - ich weiss wie schwierig das ist.



    also Kopf hoch und durch!


    Andreas