Stell Dir vor, in Deiner Brust wohnt ein kleines Tier. Es lebt da in einer gemütlichen Hütte und die meiste Zeit des Tages liegt es vor dieser Hütte und schaut auf die Straße, die vor seiner Behausung verläuft. Diese Straße müssen alle Wörter, die aus meinem Mund heraus wollen, passieren. Und an dem Tier vorbei müssen sie auch. Es gibt keinen anderen Weg.
Das Tier liegt da und guckt sích all die süßen kleinen und großen Wörter an, die sich an ihm vorbei bewegen.
Und dann spielt es mit ihnen. Es hält sie fest und lässt sie wieder los, es zieht sie in die Länge, es zerhackt sie in viele kleine Teile. Das macht es nicht immer, manchmal liegt es auch einfach nur da und guckt den Wörtern zu, wie sie an ihm vorbei ziehen. Manchmal schläft es auch ganze Tage, und die Wörter kommen völlig unbehelligt an ihm vorbei.
Ich kann nicht sagen, dass ich das kleine Tier hasse. Es ist nun mal ein kleines Stotter-Tier und es macht, was kleine Stotter-Tiere nun mal so machen. Menschen zum Stottern zu bringen nämlich. Manchmal geht es mir gewaltig auf die Nerven, manchmal habe ich es fest unter Kontrolle und manchmal hat es mich fest im Griff. Es wohnt in meiner Brust so lange ich denken kann und irgendwie gehört es zu mir. Und dass es sich bei mir so wohl fühlt, meint es wohl als so eine Art Kompliment. Eine etwas zweifelhafte Ehre, aber was will man machen. Vielleicht baue ich eines Tages einen Zaun um das Tier und sein Hütte. Und dann sitzt es mit Tränen in den Augen hinter dem Zaun und schaut sich all die schönen Wörter an, an die es nicht mehr rankommt...
Ähm, ja, so in der Art versuche ich immer anderen Menschen, die nicht wissen, wie Stottern so ist, zu erklären, wie sich das so anfühlt. Un dich dachte, als Eröffnung meines ersten Beitrages hier ist das vielleicht eine ganz nette Einleitung.
Ich heisse Kristian (unterschreiben tue ich trotzdem mit meinem Nick 'Krulle'), bin 23 Jahre alt und lebe und studiere in Hamburg.
Gestern Abend beim Grillen drückte mir eine Freundin, die in Tübingen studiert, eine Visitenkarte von einem Menschen, der irgendwie in diese Veranstaltung hier involvier ist (den Namen weiss ich grade nicht, habe die Karte nicht dabei) in die Hand und meinte, sie habe da so 'nen Typen kennengelernt, und was der übers Stottern erzählte, sei ganz interessant gewesen und ich solle mir doch mal diese Homepage angucken. Das habe ich jetzt getan und finde es ganz nett und interessant hier. Ich für meinen Teil stottere ungefähr seit meinem fünften Lebensjahr (scheint ja ein sehr beliebtes Alter zu sein, um mit ernsthaftem Stottern anzufangen, wenn ich mich hier so umgucke ), habe bisher zwei Therapien gemacht (die erste mit zwölf und dem Ergebnis, ein halbes Jahr völlig flüssig zu sprechen, die zweite um und bei 18, aber um Van Riper bis zum bitteren Ende durchzuziehen, war ich zu faul...) und betrachte das Stottern als einen festen Bestandteil von mir. Völlig los werden, werde ich es nie, aber ich kann lernen, es zu kontrollieren. Jetzt gerade sitze ich im Büro bei der CINEMA ('ne Kinozeitschrift), wo ich noch vier Wochen Praktikum mache. Würde nämlich sehr gerne in den Journalismus, den Sprechen und Schreiben, bzw. allgemein mit Sprache umgehen sind die Sachen, die mir am meisten Freude bereiten.
Okay, das war's fürs erste,
bis demnächst,
Euch Krulle
(Hm... jetzt muss ich glaube ich auf 'Neues Thema erstellen' klicken....)