Hallo Robert,
hier der Artikel wie er in der Firmenzeitung erschienen ist (schwirrt auch schon irgendwo hier im Forum rum, aber da ich selber keine Ahnung mehr hab wo genau, kommt der Artikel jetzt einfach nochmal):
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S..t....o..t.t..e.r....n
Sie wundern sich über die seltsame Schreibweise des Wortes „Stottern“? Nun, so ähnlich klingt es, wenn ich jemandem erkläre was mit mir los ist. Ich heiße Holger Stoffler, bin 24 Jahre alt, absolviere gerade das letzte Semester meines BA-Studiums zum Wirtschaftsinformatiker und - ich stottere. Man kann also als Stotterer ein ziemlich normales Leben führen, aber mitunter ist es sehr anstrengend. Was für andere ein kleiner Plausch ist, entwickelt sich für einen Stotterer zur Mammutaufgabe.
Stellen Sie sich vor, sie wollen abends nach der Arbeit noch schnell etwas Wurst beim Metzger holen. Als sie an der Reihe sind und ihre 100gr Salami bestellen wollen, schaut Sie die Verkäuferin komisch an, weil Sie nur ein zischendes „Sssssss“ hervorgepresst bekommen. Das an sich wäre ja nicht so schlimm, aber bei dem Versuch das Wort Salami mit aller Gewalt herauszubekommen, verspannt sich ihr ganzer Körper, die Luft wird knapp (weil Sie ja paradoxer Weise die Luft anhalten) und ihnen bricht der Schweiß aus. Von den verstörten Blicken der anderen Kunden im Laden ganz zu schweigen. Da bestellen Sie dann doch lieber 100gr Lyoner.
Auf diese Weise beginnt man Situationen zu vermeiden, weil man Angst davor hat zu Stottern. Mit der Zeit reicht schon allein der Gedanke an diese Angst aus, um einen Stotterer zum Stottern zu bringen. Der Teufelskreis ist perfekt.
Wenn Sie mit einem Stotterer, also zum Beispiel mit mir reden, lassen Sie sich von einer Stotterblockade nicht aus der Ruhe bringen. Entweder Sie fragen nach wie Sie sich verhalten sollen (kein Stotterer zerfällt zu Staub wenn man ihn auf sein Stottern anspricht) oder Sie beherzigen einfach folgende Grundregeln: Nehmen Sie sich Zeit zuzuhören, halten sie Augenkontakt und verkneifen Sie es sich den Satz für den anderen zu Ende zu bringen. Das empfinden viele Stotterer als unhöflich und als Bevormundung. Bleiben Sie locker, so schwer es fällt und akzeptieren Sie ihr gegenüber als vollwertigen Gesprächspartner, auch wenn er oder sie stottert. Denn die Art etwas zu sagen, schmälert nicht die Bedeutung des Inhalts. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele interessante Gespräche, ob mit oder ohne Stottern.
Falls Sie sich näher zum Thema Stottern informieren wollen, schauen Sie doch mal im Internet unter dem Stichwort „stottern“ nach oder sprechen Sie mich einfach an.
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Die direkten (!) Reaktionen auf den Artikel waren leider sehr spärlich, was vielleicht auch daran lag, daß ich als der Artikel erschein gerade wieder für 3 Monate an der BA war. Nach meiner Rückkehr in die Firma fand ich aber immerhin eine Mail von einer Dame aus dem Personalwesen auf meinem PC, die mir zum Artikel ganz herzlich gratuliert hat. Das war sehr motivierend.
Bei vielen Leuten hab ich es aber einfach in der Art gemerkt, wie sie sich über meine Stotterblocks hinweggerettet haben (denn nicht nur wir leiden:)). Sie waren viel gefasster. Bei meinen Kollegen hab ich das Thema Stottern immer ganz locker und nebenbei angesprochen ("Mann, heut ist nicht mein Tag, ich stotter grad voll rum ....").
Hab nicht mehr alle dein Fragen im Kopf (es waren ja soooo wenige), werde aber versuchen sie bei Gelegenheit zu beantworten.
Bis dahin
Holger