Stottern - Schlappe Nervenbahnen
Fehlende Verbindungen zwischen bestimmten Hirnteilen machen deutsche Forscher für das Stottern verantwortlich. Wie sie im Fachmagazin ýLancetý berichten, war bei einer von ihnen untersuchten Gruppe von Stotterern ein Teil des Sprachzentrums schwächer mit dem motorischen Zentrum des Gehirns verknüpft als bei einer Kontrollgruppe ohne Sprachfehler. Die in der Studie benutzte Methode könnte helfen, Stotterer früher als bisher zu erkennen und ihnen eine Therapie anzubieten.
Jede Nervenzelle im Gehirn hat etwa 10000 Verbindungen zu anderen Zellen. Bilder: MPG
Etwa ein Prozent aller Erwachsenen stottert, bei Kindergartenkindern sind es oft mehr als fünf Prozent. Weshalb die Sprachstörung bei den meisten Kindern verschwindet, in manchen Fällen jedoch ein Leben lang andauert, ist unbekannt. Bisherige Forschungsergebnisse deuten allerdings auf einen starken genetischen Hintergrund der andauernden Störung hin.
Wissenschaftler aus Hamburg und Göttingen haben nun die Hirnaktivität von 15 Stotterern mit Hilfe tomografischer Aufnahmen untersucht und mit jener einer gleich großen Kontrollgruppe ohne Sprachfehler verglichen. Das Ergebnis: Bei den Stotterern war ein Teil der linken Gehirnhälfte, der Sprechen und Grammatik plant, nur unzureichend mit einem Gehirnzentrum verknüpft, welches unter anderem für die Bewegungen des Kehlkopfes zuständig ist. Bis zu 30 Prozent der Nervenverbindungen fehlten in diesem Bereich verglichen mit der nicht-stotternden Kontrollgruppe. Die Forscher um Christian Büchel und seine Kollegen sehen darin einen wichtigen Grund für die Sprachstörung.
Über feine Arme, die Axone, stehen Nervenzellen untereinander in Kontakt. So können sie auch Signale von Computerchips aufnehmen.
In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher jetzt klären, weshalb bei einem Teil der stotternden Kinder diese Abweichung der Nervenbahnen auftritt und sie auch als Erwachsene stottern. Schon heute gibt es sprachtherapeutische Möglichkeiten, das Stottern zu behandeln. Je früher bekannt ist, dass die Störung dauerhaft ist, desto gezielter ließen sich jedoch die gefährdeten Kinder fördern.
Zudem weisen die Wissenschaftler in ihrer Veröffentlichung darauf hin, dass deutlich weniger Frauen als Männer stottern. In der Vergangenheit ist daher vermutet worden, dass die Ursache für die Sprachstörung mit den Geschlechtschromosomen zusammenhängt. Nach Ansicht der Forscher könnten die neuen Ergebnisse auch dabei helfen, eine mögliche genetische Ursache des Stotterns aufzuklären.
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