Liebe Erdlinge!
Wie jedes Jahr kommt Weihnachten total überraschend, kaum ist die Frühjahrsmüdigkeit überwunden. Und heute - am heiligen Abend - tritt pünktlich bei vielen einsamen Menschen die Winterdepression in Kraft.
Sinngedanken säumen die leeren Straßen, Putten glänzen feist aus bunt beleuchteten Stubenfenstern, Counter Strike-Sounds dröhnen durch die Spalten der Kinderzimmerfenster.
Und du stehst da und weißt nicht, warum Blumen blühen, warum scheinbar alles so einfach ist. Die Gletscher schmelzen, der Regenwald verbrennt, die Sonnenstrahlen finden kaum mehr den Weg zu den Menschenkindern, deren Herzen sie erwärmen möchten, die Erde kann die Tränen Gottes nicht mehr fassen, Georg W. Bush spielt Tarot - der Narr ist seine Lieblingskarte - und grinst siegesgewiss, denn auf seiner Farm ist ein tiefer Brunnen - und, Hurra, die Wüste lebt. Doch Gottes Tränen werden salzig als sie den gewaltigen Ozean erreichen, haben glatt vergessen Trost und Leben auf ihrem Weg zu spenden, wie sie es sonst doch immer taten.
Da hörte ich plötzlich eine zarte kindliche Stimme: "Lieber Herr Jesus, du sagtest mal, dass Gott, dein Vater, die Menschen liebt und dass er sie beschützt. Aber ich sehe jeden Tag so viele böse Menschen im Fernsehen und auf der Straße geht es laut und roh zu. Alle wollen für sich das Beste und keiner von ihnen denkt an die anderen, an die schwächeren und leisen Leute. Das macht mich traurig. Kannst Du nicht noch mal mit Gott sprechen?"
Als ich die Worte des kleinen Mädchens hörte, wurde ich nachdenklich. Hatte ich diese Worte nicht auch einmal gedacht oder gar ausgesprochen? Damals, als ich mich entschloss, mein Studium an den Nagel zu hängen, um für eine bessere Welt zu kämpfen? Was ist aus dem geworden, der damals ausgelacht und verspottet wurde? Nicht nur, dass zu der Zeit ein furchtbarer Krieg meine Stimme beherrschte und ich nur unter großer Anstrengung sprechen konnte, nein, von da an war ich auch noch der Ökospinner, der von Umweltschutz sprach und Bio-Möhren verkaufte, quasi der doppelte Blödmann.
All die Stolpersteine und Knüppel, die mir in den Weg geworfen wurden, zählen heute nicht mehr. Ich weiß, dass es die richtigen Schritte waren, auch wenn meine damaligen Wegbegleiter (einige begleiten mich auch heute noch) und ich den Wahnsinn scheinbar nicht aufhalten konnten. Doch wo liegt die Gedankenlosigkeit, der Egoismus, die Gewalt begründet? In der Gesellschaft? Ich denke nicht, denn die Stimme Gesellschaft ist nur die der Summe ihrer Mitglieder - und die der geschickten Wortverdreher und Medien beherrschenden Mächtigen, die mit Intrigen, Korruption, Geld und Gewalt ihre Schäflein im Trockenen halten. Die Worte des Mädchens haben die Herzen dieser "Weltbeherrscher" wohl noch nicht erreicht - aber wir können diesen Worten Ausdruck verleihen, indem wir unsere Stimmen erheben. Wenn Du sagst, was du denkst, wird die Wahrheit eines Tages siegen und das Licht der Liebe die Herzen alle Menschen wärmen.
.... fröhliche Weihnachten 