Hallo in die Runde!
Ich selber stottere mal mehr, mal weniger, seit dem ich (wissentlich) 6 Jahre als bin. Ich habe mich hier im Forum ein bisschen rumgetrieben und bin ein wenig verwundert:
Egal ob in der Schule oder im Beruf. Alle haben Angst vorm Stottern - zu Recht, da ich selbst Stotterer bin, weiss ich wie das ist! Jedoch ist der Umgang damit teilweise echt bizzar.
Einige fühlen sich als 'Ausgestoßene' möchte man sagen, Leute brechen z.T. sogar die Schule ab um nicht mehr vor der Klasse etc. sprechen zu müssen. -> Na so ein Käse! OMFG wirklich, warum macht ihr sowas?
Leute, rafft euch mal wieder auf und hockt nicht mit der 'riesen Stotterwolke' die über euch schwebt traurig in der Ecke! Bzw. ist immer der Gedanken da: 'Ach, wenn ich nicht mehr stottern
würde, das wäre ja so toll....' Richtig! Ich habe es geschafft (mehr dazu unten), jedoch wenn das stottern weg ist, gibts wieder andere Probleme und Wolken die über einem schweben.
Hinzu kommt noch dass der, dem sein stottern egal ist, besser fährt. Die anderen Menschen stört es meist überhauptnicht wenn man stottert - sie merken nur, ob es DICH stört.
Auch finde ich die Ratschläge im Forum total sinnlos - seid mir nicht böse, aber wirklich verfehlt: "Fühle dein sprechen, du kannst es schaffen" "Versuche nicht daran zu denken, denn dann passiert es nicht".
Oh mein Gott - wenn ich vor der Klasse oder vor den Kollegen stehe denke ich natürlich an mein stottern und entspannt bin ich schon garnicht! Das ist in etwa so, als wenn man einem Kind sagt,
das gerade Radfahren lernt "Konzentriere dich auf dein Gleichgewicht - dann fällst du nicht mehr um mit dem Fahrrad". Natürlich fällt das Kind so lange um, bis es durch eine gewisse Übung 'einfach Fahrradfahren kann',
und das ohne daran zu denken oder zu meditieren! Ähnlich ist es meiner Meinung nach mit dem sprechen.
Lange Rede kurzer Sinn - ich bin von heftigen Symptomen hergekommen (Schule: Horror - das schlimmste: laut vorlesen. Als ich dann aber noch nichtmal im Matheunterricht bei der Frage nach den Ergebnissen
gewisse Zahlen laut sagen konnte und andere Ergebnisse erfinden musste ("Hä, wie kommst du denn da drauf"), hats mir gereicht). Ich habe mir eine LOGOPÄDIN gesucht. Super Frau, alles Top - wir haben Übungen
gemacht, die exakt auf meine Symptome zugeschnitten waren und nach einem halben Jahr war ich komplett Symptomfrei! Höhepunkt war das freiwillige melden bei der 'Lese-LK'. Dann brauchte ich auch nicht mehr zu meditieren, oder sonst was machen.
Dass ich nicht fließend sprechen kann - diesen Punkt gab es in meinem Kopf nicht mehr, also musste ich ihn auch nicht durch irgendetwas unterdrücken.
Darum kann ich euch nur raten -> Sucht euch einen Logopäden! ABER: Sucht euch den richtigen Logopäden!!! ... weil: Ich bin in meinem bisherigen Leben durch Umzug, etc. zu vielen Logopäden
gekommen (4 insgesammt) und ich muss echt sagen, dass die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Einige hatten überhauptkeine Ahnung wie man Stotterer therapiert - der Höhepunkt (wirklich die Krönung) war eine 'Logopädin'
die mit mir als ü-20 jahrigem Kinderkartenspiele gespielt hat (mit einer 'Klettpistole' musste ich Kärtchen mit Silben aus einem 'Teich' angeln und dann laut vorlesen). Was für eine Lebenszeitverschwenung!
-> Fragt also ob die Logopädin Erfahrung in der Therapie von Stotterern hat! Wenns euch nicht gefällt, geht zu einer anderen! Ich bin der Meinung es ist wie in der Partnersuche: Es gibt mehr, die nicht zu einem passen. Zu 3-4 Logopäden zu gehen, bis ihr jemanden fittes gefunden habt, ist also keine Seltenheit!
Im Forum schreiben viele "Ich war bei einer Logopädin, hat aber nicht geholfen".....mmmmm. Wenns aber passt, dann kann diese nervige Last des Stotterns endlich - flutsch weg. Und das noch sponsored by Krankenkasse. Ach ja: Man braucht ein Rezept von einem HNO Arzt glaube ich - geht im besten Falle aber ganz fix.
Skeptisch bin ich auch bei den 'Methoden'. Es gibt die XY- und die YZ Methode. Jedoch weiss man leider nie genau, ob einem das was bringt - und manchmal findet man sich in Betroffenengruppen wieder, ich sage es jetzt mal gemein:
um sich mit Betroffenen zu treffen und sich selber zu bemittleiden. Die Logopäden sind darin ausgebildet, eure Symptome zu erkennen, und genau das passende mit euch zu machen!
Ich habe schon unter meinem Stottern gelitten - jedoch habe ich micht nicht von meinem Weg abbringen lassen und habe Ausbildung, Beruf, "Leben" so gemacht, wie ich dazu Lust hatte - mal mit/mal ohne Stottern. Lasst euch also nicht unterkriegen
und bejammert euch nicht selber! Packt die Dinge an, auf die Ihr Bock habt - andere Leute haben andere Probleme, man sieht sie nur oft nicht.
Bald geht das Semester wieder los und die Vorstellungsrunden... Ich merke selber wieder, wie meine Sprache ein bisschen schlechter geworden ist. Ich werde wohl mal wieder einen Termin bei meiner Logopädin ausmachen ;-).
Peace out!