Beiträge von Oliver14

Kostenlos: 5 Übungen gegen Stottern

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    Hallo Ihr Lieben!


    Ich weiß nicht, ob ich damit den Rahmen dieses Forums sprenge und es ist auch nicht gerade meine beste und literarischste Geschichte, aber ich habe soeben eine Weihnachtsgeschichte verfasst, die ich Euch nicht vorenthalten möchte und die der ein oder andere ja zur Auflockerung im Familienkreis vorlesen kann... vorausgesetzt seine Familie ähnelt nicht allzusehr den Figuren meiner Geschichte... :)


    Viel Spaß beim Lesen!
    Oliver Uschmann


    ********************
    DVD


    Weihnachten. Die ganze Familie ist im Wohnzimmer auf den alten Couchen gestapelt, die Altstadtteller an der Wand spiegeln das Licht der Christbaumkugeln, Onkel Erwin und Tante Hedwig sind schon betrunken von der Bowle, der Hund will raus und darf heute nicht, der Kater hat sich hinter die Couch verkrochen. Die Familie hat einen DVD-Player bekommen, Onkel Hartmut hat ihn mitgebracht, Onkel Hartmut ist Arzt und Direktor und zudem sehr gebildet und der einzige, der an diesem Heiligabend einen Anzug trägt. Gläser klimpern. Es riecht nach Bowle, Kerzen, Bier und dem neuen Parfum von Gitte.


    "Sollen wer ma ausprobieren?" hat mein Vater gefragt und Erwin und Hedwig haben kräftig genickt und mit Bowle gekleckert, der Rest der Familie unterhielt sich weiter, nickte beiläufig oder zuckte mit den Schultern, nur Onkel Hartmut, der Spender machte ein etwas missmutiges Gesicht als beobachte er jemanden, der in der Kirche mit einem Jogginganzug erscheint. Nun hat mein Vater die Kartonöffnung gefunden und verschlingt sich ein wenig mit dem weißen Karton, Styropor fällt mit einem hohlen "flupp" vor seine Füße und der silberne, edel aussehende DVD-Player zieht einige Kabel und eine Beschreibung hinter sich her. Bislang besaß die Familie einen alten Phillipsfernseher mit 30 Programmplätzen, ein Kofferradio in der Küche und ein Atari Lynx, das war mal eine Konkurrenz zum Game Boy, eine kleine Farbkonsole für Videospiele. Als die Firma pleite ging, kaufte sie mein Vater mit 20 Spielen auf dem Trödelmarkt und wundert sich bis heute, dass aus diesem kleinen Gerät Töne, Bilder und Levels kommen, die er bis heute nicht durchgespielt hat. Die Stereoanlage war ein Hochzeitsgeschenk. Im Regal, vor dem mein Vater jetzt kniet, stehen Platten von Barry Manilow, Kenny Rogers und den Beatles.


    "Du musst gucken, ob du einen Scartanschluss hast", sagt Onkel Hartmut und guckt dabei meinen Vater von oben aus den Augenwinkeln an, der nun seit fünf Minuten auf dem Boden kniet und durch die Anleitung blättert, ohne zu lesen. Immer hin und zurück, als würde sich dadurch etwas ergeben wie beim Daumenkino. "Scahtwatt?" sagt mein Vater. "So'n breiter Anschluss mit vielen Polen."
    Mein Vater guckt vor sich hin, als überlege er, was Pole damit zu tun haben. Mein Vater ist Gärtner. "Gib ma!" sagt Onkel Hartmut, blättert gezielt an eine Stelle mit der Anleitung und sagt: "Ja, hier steht's ganz klar, geht nur mit Scart." Mein Vater starrt auf Barry Manilow. "Heißt das, er muss jetzt den Fernseher rausrupfen?" fragt meine Mutter plötzlich, die zwar mit Gitte geredet hat, aber immer sofort alles hört, was eine Veränderung der häuslichen Ordnung betreffen könnte. "Ja, ohne ein bisschen Arbeit ist nichts im Leben zu haben", sagt jetzt Onkel Hartmut mit dem Anzug und ich sehe, wie sich die Blicke von Onkel Erwin und Tante Hedwig auf der Couchecke über den Bowlegläsern verdunkeln. Meine Mutter will noch eingreifen, aber mein Vater rupft schon, ein Stapel Hörzus fällt aus dem Regal, mein Vater ächzt und stöhnt, der Hund jault an der Tür im Flur, doch irgendwann hat er den Fernseher so weit nach vorne gedreht, dass er dahintersehen kann. D.h. wenn er auf die Knie geht, sich sehr komisch verrenkt und mit dem Rücken an der teuren Glaskommode mit dem Porzellan vorbei den Kopf halb hinter den Fernseher drückt, während meine Mutter erschrocken und kopfschüttelnd die Ecke der Kommode berührt, als lasse sich so ein Sturz des Familienerbes ernsthaft verhindern. Nach ein paar Sekunden Pause ertönt nun die Stimme meines Vaters hohl und tief hinter dem großen Fernseher. "Ich seh hier kein Scaht!" Onkel Hartmut gießt sich ein alkoholfreies Bier ein und schüttelt den Kopf. "So'n langes Teil, an einer Ecke mit ner Spitze, viele kleine Löcher, muss dran sein." Wieder ein paar Sekunden Schweigen. Es läuft Jingle Bells. Erwin nimmt noch eine Kelle Bowle. "Ah, hier!" sagt jetzt mein Vater und es klingt, als wohne er schon in dieser Höhle hinter dem Fernseher. Sein Kopf kommt hervor, sein Rücken schlängelt sich am Porzellan vorbei und er nimmt das Kabel von Onkel Hartmut entgegen. "So! Un jezz steckst du das Breite in den Fernseher, das andere Ende in den DVD und das Stromkabel in den Player und in die Steckdose. Dann suchst Du einen passenden Kanal und fertig." Mein Vater nimmt das Kabel, stößt wieder voll neuen Mutes hinter den Fernseher vor und knallt dabei mit dem Ellbogen an die Porzellankommode, die am Eingang der Fernsehöhle so wenig Platz lässt. "Klaus!" ruft meine Mutter jetzt und rückt ein paar verschobene Keramikschwäne zurecht. Mein Vater steckt das Teil ein, kommt hervor, steckt das andere Ende in den Rekorder und schließt das Stromkabel an. "On!" sagt Onkel Hartmut jetzt und zeigt auf einen runden Knopf an der linken Seite des Gerätes. Mein Vater stockt einen Moment, drückt dann drauf und kiekst fast, als tatsächlich blau flimmernde Zahlen auf dem Display erscheinen. "Hurra, Klaus hat es geschafft!" lallt Erwin in der Bowleecke, aber es klingt wie Hohn. "Jetzt den Kanal!" sagt Onkel Hartmut. "Och nee Leute, man kann doch nicht am heiligen Abend den Fernseher anmachen", sagt meine Oma jetzt, die bislang nichts gesagt hat und schon ganz kleine Augen hat vom Sekt mit Orangensaft. Mein Vater schaltet den Fernseher ein, sucht die Fernbedienung und tippt einfach drauflos. Wir sehen Steven Seagal, einen Bernhardiner, einen Kinderchor, Eiscurling und eine Atombombenexplosion. Dann kommt Werbung.


    Onkel Hartmut guckt meinen Vater wieder mit diesem stillen, ruhigen Blick an und sagt: "Was glaubst du, wie du den Sender finden wirst?" Mein Vater ist still und wird von der Werbung beflimmert, die durch seine Haare klettert wie ein Heiligenschein. "Hast du überhaupt einen Plan?" fragt Onkel Hartmut jetzt und ich bemerke, wie in den Augen meines Vaters eine Änderung eintritt. "DVD anschmeißen, AV1 oder AV2 oder VCR oder wie immer das bei euch heißt, das den Scart ansteuert, anmachen und darauf achten, wo das Bild von der DVD zu sehen ist", sagt Onkel Hartmut jetzt in monotonem Rhythmus. Mein Vater blickt ihn noch einen Moment an, bleibt starr, hört mit uns, wie die Platte jetzt zu "Silent Night" übergeht und dreht sich dann wieder um. Er findet den Kanal. Rauschen. "Eine DVD an...", sagt Onkel Hartmut. "Ja welche denn?!" zischt jetzt mein Vater. Tante Hedwig verschluckt sich an der Bowle. Es ist kurz still. Silent Night, hol Night. Es läuft Werbung für Dessous bei Tschibo. "Hier", ich gebe meinem Vater die DVD vom Herrn der Ringe, die mit bei dem Player dabei war und er fingert die CD in das Gerät. Ich drücke auf Play, damit Onkel Hartmut nicht wieder was sagen muss und plötzlich erscheinen Orks auf dem Bildschirm und es wird sehr laut. "Wiehhhh!" macht meine Oma plötzlich. "Wieehhhh". Es ist schrill und klingt wie von einer Wahnsinnigen, sie dreht sich in den viel zu großen Sessel, als wolle sie in seiner Falte untergehen und hält sich die Hände vors Gesicht. "Klaus!!!" sagt jetzt meine Mutter und mein Vater ist sich nicht sicher, was jetzt wieder so schlimm sein soll, aber er hört ja das Quieken seiner Schwiegermutter und den Ton seiner Frau und fühlt sich plötzlich wie jemand, der zu lauter Musik von Black Sabbath am heiligen Abend an eine Kirche pinkelt, um erwischt zu werden. Tumulte entstehen im Wohnzimmer, Tante Hedwig verschüttet ein ganzes Glas Bowle, ihre Augen rollen wie Murmeln durch die Öffnungen im Kopf, Onkel Erwin lallt "Lassmawaddisdenisdochhierorksvonneringeodawatt?", Gitte guckt irritiert zwischen den Verrückten umher, der Hund jault immer lauter im Flur, die Platte plärrt "Silent Night", meine Oma kreischt und kreischt, als hätte sie noch nie FilmMake-up gesehen und wäre eine Bäuerin aus den Zeiten des deutschen Fürstenbundes, die in unseren Sessel vor den DVD-Player gebeamt wurde. Mein Vater hockt in all dem Geplärr auf den Fersen zwischen Karton, Styropor, Hörzustapeln, Kabeln und Mutters bösem Blick und kann sich nicht rühren, kann gar nichts ändern an der prekären Lage, bis Onkel Hartmut "Ja Herrschaftszeiten!" sagt, die Fernbedienung nimmt, auf Stopp drückt, den Fernseher ausschaltet, die Fernbedienung ablegt, aufsteht, seinen Anzug glatt streicht, das Abschwillen des Lärmes abwartet, aller Augen auf sich richten lässt und in die Stille sagt: "Ich weiß nicht, was die moderne Genetik uns noch an Erkenntnissen bringen wird, aber ich kann und will nicht glauben, dass ich mit diesem Szenario hier biologisch verbunden bin. Wenn es mir nach einer Komödie lüstet, dann setze ich mich lieber in den Sessel und widme mich der göttlichen." Dann atmet er einmal tief aus, als wäre nun endlich alles gesagt, dreht sich um und geht. Die Tür fällt ins Schloss, meine Familie schweigt, mein Vater sitzt vor der still surrenden Technik wie ein geprügelter Hund, meine Oma guckt neben ihren Ärmchen hervor wie ein Kind, das "bin ich noch da?" spielt, Hedwig und Erwin sind zusammengesunken, Gitte hält die Hände auf den verschlossenen Beinen wie eine Sekretärin beim ersten Tag und meine Mutter sitzt mit offenem Mund da und starrt in die Runde. Der Hund ist still, weil er mit Onkel Hartmut raus ins Treppenhaus geflutscht ist. Nach einer Minute Schweigen sagt meine Mutter zu mir: "Hol den Hund" Ich ziehe meine Jacke an und gehe zur Tür. Ich höre noch, wie mein Vater sagt: "Scheiß DVD!" Dann ziehe ich die Tür zu, verschwinde im Treppenhaus und höre nur noch das Rauschen von Tumulten.

    Ihr Lieben!


    Im folgenden findet Ihr einen Bericht / eine Rezension zum Debütgig der Stott Dot Com Boys in Calw. Der Text wird demnächst in diversen Publikationen online wie print veröffentlicht, darunter die GeZeit (Bochumer Zeitschrift des germanistischen Instituts), PunktDe (Online-Journal für Sprache und Kultur aus Bochum) und Broken Silence (Rockmagazin im Internet). Ferner werde ich versuchen, ihn in so vielen Zeitschriften wie möglich unterzubringen. Wo und wann was erscheint, poste ich dann ins Forum!


    Bevor ich Euch nun in den Text entlasse, möchte ich allen Stott Dot Com Boys noch sagen, dass dieses Wochenende in Calw der Hammer war und dass ich mich in Euch alle und Euer Projekt verliebt habe!


    Danke!


    Euer
    Oliver


    ***********
    SprachLos? Die Liebe zum Leben


    Das Projekt Stott Dot Com Boys überrascht mit einem poetisch-musikalischen Programm über das Sprechen, die Sprache, das Mensch-Sein und die Kunst, flüssig zu sein.


    Ich stehe im orangenen Licht dämmerig beleuchteter Fachwerkhäuser und habe das Gefühl, mich in einer Märchenstadt zu befinden. An allen Horizonten erstrecken sich bewaldete Berge und die Straßen des kleinen Städtchens schlängeln sich in Steigungen durch den verschlafenen Dezember, die jeden Spaziergang zur Bergbesteigung machen. Vielleicht kommt die zauberhafte Atmosphäre dieses Ortes auch von seinem prominentesten Kind - Hermann Hesse - jenem Dichter des Siddharta, des Steppenwolf oder des Glasperlenspiels, der hier in Calw - nahe bei Stuttgart - geboren wurde. Und auch dieser hätte ebenso wie ich nicht ahnen können, dass die Aula von Calw an diesem Abend des 14. Dezember eine Show erleben würde, die das Potential hat, aus den Bergfluchten des Südens hinaus auf die ganz großen Bühnen zu stürmen.


    Die Hermann Hesse-Gesellschaft ermöglichte die erste Show der Stott Dot Com Boys, einem Projekt, das noch von sich hören machen wird und an diesem winterlichen Abend sein erstes Programm namens SprachLos? aufführte. Und genauso hinterließ es mich nach dreieinhalb überwältigenden und nie langweiligen Stunden - sprachlos und beeindruckt. Doch immer der Reihe nach. Die Stott Dot Com Boys sind ein Projekt aus der Quelle des Stotterer-Trainings von Hans Liebelt, einer innovativen und ganzheitlichen Stotterer-Therapie, die sich nicht mehr und nicht weniger zum Ziel gesetzt hat, als im Rahmen ihres Trainings nicht nur Techniken für das fließende Sprechen zu vermitteln, sondern die Menschen vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben aus der flimmernden Äußerlichkeit unseres hektischen Lebens herauszulocken und sie dorthin zu führen, wo eine neue Wahrnehmung möglich ist: zu sich selbst. Denn genau dort sind wir ja eigentlich nie, wenn wir im wahrsten Sinne des Wortes „zerstreut“ durch unsere Tage treiben und uns von immergleichen Mustern lenken lassen, die uns schaden wie das eine Bier, das noch reingeht oder die Stimme in unserem Kopf, die uns sagt, dass wir es nicht schaffen und der wir nachgeben, weil sie ein Zuhause ist. In den Kursen von Hans Liebelt - die neben dem Stotterer-Training auch Seminare zur Stressbewältigung beinhalten - erfahren Stotterer wie Nicht-Stotterer eine neue „Entdeckung der Langsamkeit“, eine Reise nach Innen und eine tiefgehende Befreiung, die auch so manche „geistige Blocks“ und Teufelskreise in uns löst. Und genau dieses - diese Befreiung, dieser Durchbruch zum fließenden Sprechen und Leben, diese kleine Wiedergeburt - wurde nun durch die Stott Dot Com Boys poetisch, dramatisch und musikalisch auf die Bühne gebracht. Und wie!


    Angelehnt an die Dichtung von Hermann Hesse und die metaphysischen Erkenntnisse Siddhartas ist SprachLos? mehr als eine bloße Umsetzung therapeutischer Didaktik in Bühnenform, wie der ein oder andere befürchtet haben mag. SprachLos? ist ein Gesamtkunstwerk über das Mensch-Sein, über das Leben, die Wahrnehmung und die Rolle der Sprache. SprachLos? ist poetisches Rocktheater mit einem guten Dutzend mitreißender Songs und Anleihen an Progressive Rock, charmanten Schlager, Deutschrock, Blues und Rap. SprachLos? ist dunkle und schizoide Lyrik neben urkomischer Improvisation, rezitativer Pathos neben augenzwinkerndem Humor, Reflexion über die Sprache und emotionaler Ausbruch, Song über die Resignation und Hymne an die Liebe zum Leben. Nicht nur wird hier die Rolle und das Erleben eines Stotterers in unserer Gesellschaft wirklich fassbar gemacht und für ein Problem sensibilisiert, das heute noch in der Pädagogik kaum eine Rolle spielt und Anlass zu alltäglichem Sozialrassismus gibt, nein, vor allem wird sich mit einem Paukenschlag von Lebenskraft und Liebe aus der Rolle des leidenden Verlierers befreit und im allerbesten Sinne einer „ästhetischen Erziehung des Menschen“ auf der Bühne vorgeführt, was auch das Motto von Hans Liebelts Training ausmacht: „Es ist besser, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen.“


    In diesem Sinne strahlt diese Show tausend Mal heller als Millionen von Fachbuchseiten und gutgemeinter Didaktik es je leisten können, denn egal ob Stotterer oder nicht: diese dreieinhalb Stunden verlässt nur der ohne ein Gefühl von neuer Motivation zum Leben, der sich schon längst in zynisch-verhärteter Selbstgefälligkeit in sein Leiden eingemummelt hat und seinen „Muskelpanzer“ - den man bei Hans Liebelt durch das einfache Geheimnis der Atemtechnik zu lösen lernt - bereits zur härtesten Legierung gebracht hat. Wer aber offen ist für die Möglichkeit von Befreiung und Veränderung im Hier und Jetzt und nicht in einem „wenn, dann“ oder „ja, aber“, der bekommt in diesen stimmungsvollen Stunden schwungvoller Rocksongs, literarischer Monologe, kluger Dichtung, treffsicherer Comedy und unverhohlener Lebensfreude eine solche Menge an positiven und motivierenden Gedanken über das Dasein und das eigene Leben an die Hand, dass neben einigen wirklich hartnäckigen Ohrwürmern auch die erahnten Möglichkeiten eines anderen Lebens kleben bleiben. Dabei saß das Publikum an diesem Abend sprachlos vor den poetischen Darbietungen mittlerweile flüssig sprechender Stotterer, der durchdachten und sehr abwechslungsreich gestalteten Komposition des Ablaufes, der literarischen Qualität der eigenen Texte und der Kraft der dargebotenen Songs, bei denen man sich mehr als einmal fragte, ob das auch wirklich keine Coverversionen sind: nun, neben den Beatles, Yes und einem alten 20er-Jahre-Schlager handelte es sich tatsächlich allesamt um Eigenkompositionen, eine CD wird im kommenden Jahr folgen.


    Das kleine Publikum, dass dieses Debüt der Stott Dot Com Boys in den Fachwerkbergen von Calw verfolgte, konnte es jedenfalls kaum glauben, dass dies die allererste Aufführung von SprachLos? gewesen sein sollte. Und auch wenn kleine Teile des Programmes gekürzt und das Zusammenwirken der spielfreudigen Band naturgemäß optimiert werden könnte, ist es doch schlichtweg ein Sinnbild für den Geist dieser Gruppe, dass sie sich nach einem kleinen Verspieler erst mal gemeinsam in die Schlusszeile singen, abklatschen und dann mit dem Publikum köstlich über die eigene Unzulänglichkeit amüsieren. Denn perfekt muss in dieser Welt keiner sein. Nur das Leben und damit auch das Sprechen lieben lernen, was eine alles andere als kleine Aufgabe ist. Wer sich ihr widmen möchte, sollte Ausschau nach der nächsten Show der Stott Dot Com Boys halten. Eine bessere Droge zur Lebenskunst kann es kaum geben.


    [ Auftritte der Stott Dot Com Boys sind für das erste Halbjahr 2003 in Bochum in Planung. Achtet auf Aushänge und Terminblätter! Im Sommer gibt es wieder einen Gig in Calw.]


    Im Internet findet ihr Training und Projekt unter:


    www.stott-dot.com
    www.stotterer-training.de