Beiträge von Jim Knopf

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    Hallo,
    ich bin sozusagen ein Ex-Stotterer - bis auf sehr seltene "Ruckfälle". Eigentlich ist es so, dass ich mich mit dem Thema gar nicht mehr beschäftigen mag, weil ich nicht mehr daran erinnert werden möchte. Heute Nacht entstand in mir aber das Interesse mich mal wieder damit auseinanderzusetzen. Eigentlich hatte ich nur vor, hier im Forum einen kurzen Kommentar zu schreiben, jetzt hat mich aber der Schreibwolf gepackt und somit habe ich mal etwas über mich und das Stottern geschrieben.
    Würde mich freuen, wenn sich ein paar Leute das durchlesen. Vielleicht erkennt sich der eine oder andere Stotterer oder Ex-Stotterer darin wieder. Kann ja sein, dass meine Gedanken auch Leuten hilfreich sein können.



    Ich habe als Kind relativ leicht gestottert. Als Jugendlicher wurde es dann immer schlimmer. Ich denke, das liegt daran, dass es mich mit zunehmenden Alter immer mehr störte und dadurch die Angst vor dem Sprechen immer weiter zunahm. Je mehr "Angst" man vor dem Stottern hat, desto mehr gerät man in diese Spirale.


    Ich habe das Stottern und die damit verbundenen unangenehmen Erlebnisse versucht zu verdrängen, wurde aber von meiner Mutter zu Logopäden geschickt. Ich selber hatte meinen Kopf meist bei anderen Dingen (Fernsehen, Computer) und bin eher widerwillig zum Logopäden gegangen - obwohl ich unter dem Stottern gelitten habe. Ich habe anscheinend nicht an eine "Heilung" geglaubt. Diese habe ich vom herkömmlichen Logopäden auch nicht erhalten.


    Als 16-jähriger fuhr meine Mutter dann mit mir zum Greifenhofer Instiut. Dort lernte ich eine spezielle Atemtechnik und mehr Selbstvertrauen in mein Sprechen. Darüberhinaus wurde täglich eine "Hypnose" durchgeführt, vergleichbar mit Autogenem Training. Wichtig war, dass man die Therapie auch zuhause weitermachte, mit Hilfe von Atemübungen und einer Hypnose-CD.
    Ich war dann einige Wochen oder Monate wirklich frei vom Stottern, was mich sehr glücklich machte. Leider bin ich dann wieder rückfällig geworden (entweder es lag daran, dass ich die Übungen nicht mehr regelmäßig machte oder daran, dass die Therapie eben Mängel aufweist). Das Stottern wurde die Jahre später wieder richtig schlimm - besonders in den üblichen Situation: Texte vorlesen (vor allem fremdsprachliche), telefonieren, eigenen Namen sagen....


    Da ich eher ein Typ bin/war, der Dinge verdrängt, habe ich die nächsten Jahre dann einfach damit gelebt und die peinlichen Situationen eingesteckt. Zeitweise war ich ein sehr unglücklicher Mensch.


    Heute bin ich allerdings nahezu stotterfrei. Es kommt nur noch alle paar Wochen mal vor, dass ich an einem Wort festhake. Richtig schlimm gestottert, habe ich das letzte mal vor ca. 1,5 Jahr als ich einen Professor angerufen habe und er nach meinem Namen fragte.


    Ich möchte gerne aus meiner Sicht meine Vermutungen darüber ausführen, weshalb ich das "Stottern überwunden habe":


    1.) Selbstbewusstsein, positive Lebenshaltung, gutes soziales Umfeld
    Ich bin mittlerweile ein sehr gelassener, lockerer und selbstbewusster Mensch geworden, der sehr positiv durchs Leben geht und sich von Problemen nicht aus der Bahn werfen lässt. Dieses liegt wohl an meinem neuen Umfeld, das ich durch den Beginn meines Studiums und Auszug aus meiner Heimatstadt bekommen habe. Vorher hatte ich oft "Freunde", mit denen ich viel Zeit verbracht hatte, denen ich mich aber nie richtig öffnen konnte und von denen ich auch nicht immer nett behandelt worden bin.
    Außerdem wurde ich von meiner Mutter zu sehr bevormundet. Ich glaube, ich habe es damals nicht gelernt, selbst mein Leben in die Hand zu nehmen, sondern alles wurde mir von meiner Mutter aufgedrückt (Klavierunterricht, Sportvereine, Logopäden- und Arztbesuche etc.).
    Ich war zwar relativ beliebt, aber kam nie in die Position mal "cool" sein zu können oder wirklichen Respekt zu bekommen. Ich hatte ein sehr schwaches Selbstbewusstsein.
    Heute ist dies anders, ich habe jetzt Freunde, von denen ich oft dafür gelobt werde, was ich für ein offener, freundlicher Mensch bin - manch einer sieht vielleicht sogar ein Vorbild in mir [Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich möchte hier jetzt ganz offen sprechen. Bin hier ja auch anonym. :-)]


    2.) Training
    Ich habe meine Sprache trainiert. Ich bin in einem Verein, in dem ich häufiger vor Leuten sprechen muss. Mit jedem Vortrag und jeder Rede habe ich immer weniger Angst vor dem Sprechen bekommen und mich rhetorisch stark weiterentwickelt. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich ein guter Redner bin.
    Um Referate an der Uni kam ich die ersten Semester noch herum. Meine ersten Referate fielen in die Zeit, in der ich anderweitig das Vortragen gelernt habe. Noch vor zwei Jahren waren Referate ein Horror für mich, jetzt halte ich sie sehr gerne - auch wenn doch die leichte Angst manchmal da ist, dass das Stottern urplötzlich zurückkommen könnte.


    3.) Positive Spracherfahrungen
    Dies ist sozusagen das Resultat aus dem, was ich bisher geschrieben habe. Wenn man erstmal die Erfahrungen gemacht hat, in denen man nahezu stotterfrei gesprochen hat und auch richtig Spaß am Sprechen hatte, dann wird das Stottern in der Zukunft immer unwahrscheinlicher. Wenn man denkt "Jetzt stotter ich gleich, wie fast immer", dann stottert man meistens auch.
    Mein Tipp: Sucht Euch Leute aus Eurer Familie oder Freundeskreis, vor denen Ihr weniger stottert (ist ja meistens so in vertrauter Umgebung). Lest denen einen Text vor und haltet Vorträge. Dabei kann man sich dann immer weiter steigern. Erst fängt man mit der besten Freundin / dem besten Freund an. Und danach lädt man mal zehn Freunde zu sich ein und referiert vor diesen zu irgendeinem Thema. Gestaltet bewusst eine Atmosphäre, in der die Wahrscheinlichkeit zu stottern gering ist. Die Erfahrung gut gesprochen zu haben, stärkt enorm.


    Hier möchte ich auch nochmal auf die Kritik am Greifenhofer Institut eingehen. Auf der einen Seite ist diese Therapie enttäuschend, weil bei den meisten Leuten anscheinend nur ein kurzfristiger Effekt erzielt worden ist (wie bei mir auch). Auf der anderen Seite kann aber dieser kurzfristige Effekt einem viele schöne "Sprach-Erlebnisse" bescheren, die den Mut in die Sprache stärken.
    Grundsätzlich ist der Besuch bei Greifenhofer sicherlich eine gute Sache für einen Stotterer, zumindest besser als gar nichts zu machen. Ich denke aber, dass die anderen Therapien, die hier im Forum vorgestellt werden, besser (und wohl auch kostengünstiger) sind.


    Ich könnte noch weiter ins Detail gehen, ich weiß aber, dass zu lange Beiträge in Foren meistens nicht gelesen werden.