Erfolgreich TROTZ Stottern !(?)

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    Ich bin ein relativ junger Stotterer (23), aber stottere seit ich 9 bin. Ich denke eines der wichtigsten und für Stotterer leider unangenehmsten Lebensbereiche ist der Beruf. Dort muss man produktiv sein, sich behaupten/ durchsetzen und trotzdem "locker" sein. Als Stotterer fast unmöglich. Ich habe bisher schon einige Jobs gemacht, obwohl ich relativ stark stottere. Highlights waren Innendienst im Pizzaservice (mit Telefonannahme), Schatzmeister einer politischen Partei, Tutor an der Universität und (bald hoffentlich) Skilehrer in den Ferien. Manche sagen mir, ich ginge damit mit dem Kopf durch die Wand, ich wollte etwas was ich nicht kann. Aber ich will mich meinem Stottern nicht unterordnern, obwohl meine Aktivitäten mich natürlich ernormem Stress aussetzen. Ich fühle mich an einem Tag schrecklich weil ich mich bodentief für mein Sprechen schäme, und an einem anderen bin ich überrascht was ich alles schon TROTZ des Stotterns erreicht habe.

    Von Euch würde ich deshalb sehr gern erfahren, welche (beruflichen) Erfolge Ihr TROTZ des Stotterns erzielen konntet??


    Ich weiß z.B. von Henning Harnisch (Basketball-Teammanager von ALBA Berlin und früher deutscher Basketballstar), dass er sich dem Stottern nicht unterordnen wollte und bewusst in sprechintensive Positionen ging, u.a. hat er eine eigene Radio-Sendung gestartet !!! Es ging allerdings durch Mark und Bein als ich ihn vor kurzem im Fernsehen in einem Halbzeit-Interview erleben durfte: In jedem Satz mindestens ein Pull-out!!! Für mich sensiblen Stotterer schwer anzuhören, obwohl ich ihn bewundere, keine Frage.

    Schön von Dir zuhören, dass Du Dich dem Stottern nicht unterordnest. Du möchtest ja schließlich nicht, dass Dein Handeln von Deiner Tagesform abhängig ist.


    Vielleicht berichte ich Dir kurz von mir. Ich bin seit ich sprechen kann Stotterer und habe in meiner Kindheit in etliche Therapien bei Logopäden meine Sprechflüssigkeit versucht zu verbessern. In meiner Jugend hatte ich immer das Gefühl, dass ich wegen meines sprachlichen Handicaps in den schulischen Leistungen besser sein musste als die anderen um Anerkennung von meinen Klassenkameraden zu erhalten. Ich hatte dann mein Abitur mit guten schulischen Leistungen abgeschlossen und anschließend ein Studium begonnen. Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert, das zum einen akademisch sehr anspruchsvoll war und zum anderern wusste ich, dass ich viele Vorträge halten muss. Ich habe mich der damals für das Studium entschlossen, da ich mir nicht den Weg verbauen lassen wollte nur weil ich Stotterer bin. Allerdings hatte ich schon ein bisschen Angst, Vorträge zu halten und andere Leute, Professoren anzusprechen. Ich dachte mir einfach, das bekomme ich schon irgendwie hin. So musste ich einige Vorträge vor bis zu 40 Leuten halten. Ich habe die Vorträge dann immer gut einstudiert und dachte, dass der Großteil mir wahrscheinlich eh nicht mehr folgen kann und ich dann eigentlich erzählen kann was ich will. Nun die Vorträge waren kein Problem mehr. Allerdings die größte Herausforderung für mich als Stotterer war ein Auslandsstudium in den USA. Ich bin für 1 1/2 Jahre in die USA und ich kannte dort niemand und konnte nur sehr schlecht Englisch sprechen. Das war wirklich ein Horror für mich als Stotterer. Nun ich habe mich auch dieser Herausforderung gestellt. Ich hätte auch ein paar mal im Boden versinken wollen, weil ich keinen Ton im Englischen rausgebracht habe. Trotz alledem habe ich immer nach vorne geschaut und mich nicht von meinem Stottern abhalten lassen. Mittlerweile bin ich sehr fließend in Englisch und glücklich, dass ich diesen großen Schritt gegangen bin. Momentan arbeite ich als Unternehmensberater und kann mit Überzeugtheit sagen, dass man sehr erfolgreich sein kann trotz des Stotterns. Das Stottern hat sich in den vergangen Jahren gebessert und es tritt nur noch in besonders stressigen Situation auf. Ich arbeite gerade daran, auch in sehr stressigen Situationen sehr flüssig, sicher und präzise zu sein. Dafür ist Hans wirklich ein perfekter Trainer, mit dem es sehr viel Spaß macht.


    Also, ich hoffe ich habe Dir ein bisschen geholfen. Vielleicht noch eine kurze Anmerkung. Ich halte es für Wichtig, dass Du das Stottern nicht Herr werden lässt über Dich selbst. Sondern Deinen Weg gehst, den Du gehen möchtest.


    Falls Du Fragen hast kannst Du mich gerne kontaktieren.


    Lass Dich nicht unterkriegen,
    Dietmar