Hi Krulle !
Hier ein Fresschen für Dein Tierchen.
Ersetze die Wörter: dick, essen usw. durch: stottern, sprechen, Blocks und Sprechangst.
´ Trotz meiner Angst benutze ich die Sprechtechnik und spreche fließend ´
(diesen leichten Ausweg habe nur ich als Stotterer ha, ha ha !)
Liebe Grüße Christoph
Die Gefahr dick zu werden, die panische Angst davor und der Kampf dagegen, ist zum Zentralthema meines Lebens geworden.
Wie ein unsichtbarer Begleiter marschiert dieser Kampf immer mit mir einher. Beim Essen muß ich stets und ständig aufpassen,
weiß ganz genau, was ich essen darf und was nicht. Eiweiß und Gemüse darf ich, jedes kleine Kohlehydrat ist verboten.
Und das Verbotene schmollt, ist beleidigt, es möchte auch mal- und meldet sich immer wieder. Dann holt die Angst die Zuchtrute raus und prügelt das Verbotene und sagt ihm, das es weggehen soll. Und das Verbotene rächt sich. Es sammelt alle seine
Helfer, marschiert in breiter Front auf und setzt sich im Kopf fest. Da sitzt es dann, und die Angst umkreist es verzweifelt. Und bittet und fleht, dass das Verbotene doch weggehen möge. Aber das denkt gar nicht daran. Es wittert den Sieg. Bald ... gleich darf es auch mal. Und die Angst kraucht zusammen, gelähmt von sich selbst – und das Verbotene schlägt zu. In wilder Wut, in gieriger Verzweifelung schlingt es jetzt all das,was ihm die Angst solange
vorenthalten hat. Es holt nach und sorgt vor, es suhlt sich im süßen, klebrigen Tümpel, denn es weiß genau: die Angst wird sich wieder aus der eigenen Erstarrung lösen und mächtiger werden. Und das Verbotene schrecklich strafen, bis es klein und gedemütigt in einer Ecke hockt. Dann sitzt das Verbotene finster da,sinnt erneut auf Rache, wartet ein bisschen, lauert, und irgendwann kommt wieder seine Stunde. Dieser Kampf tobt hin und her, und wie bei jeder richtigen Kriegführung beeinflusst auch hier das strategische Umfeld Sieg oder Niederlage der Parteien. Kommen starke Impulse von außen, echte Motivationen zum Schlanksein,
siegt die Angst. Das Verbotene, die Süßigkeitsgier, wird andauernd unterdrückt. Zum Beispiel war das mit Carlos damals so.
Dann die Schöne- Mädchen- Konkurrenzsituation in München und auch in Paris.
Ich wollte schließlich Stewardeß werden. Es kommt in solchen Situationen der totalen Kontrolle doch immer wieder mal zu Heckenschützenaktionen des Verbotenen.
Es schießt hier und da quer. Es meldet sich. Kleinere Auseinandersetzungen finden statt.
Im ganzen aber hat die Angst das Heft fest in der Hand. Das Verbotene fristet ein kümmerliches Dasein. Ändert sich die äußere Situation, kommen Enttäuschungen, Kummer, fallen starke Motivationen weg, dann verändert sich die Kriegslage. Die Angst wird apathisch, die Kontrolle entgleitet ihr.
Jetzt triumphiert das Verbotene. Es tröstet sich und holt kräftig nach, was ihm die Angst so lange vorenthalten hat.
Ich werde wieder dick.
In rasantem Tempo. Das ist meine Psycho- Struktur, die sitzt im Rollstuhl und will den Kampf aufnehmen,
gegen lauter psycho- gesunde Mitstreiterinnen.
Gesund wenigstens in dieser Hinsicht.