Übertrag aus dem alten Forum
Dieter schrieb:
Hallo Hans,
du schreibst, als Einstieg in die Meditation ist die "Vipassana" gut geeignet. Beim Stöbern im Internet entdeckte ich folgenden Text dazu:
"Wo immer Anfänger versuchen, unter extremen Bedingungen alte Meditationstechniken wie die "Vipassana" zu praktizieren, kann Meditation leicht zum Krampf werden. Ich hatte damals in dem buddhistischen Retreat mit der Vipassana-Meditation Bekanntschaft gemacht. Das war so, als wenn sich ein australischer Aborigine ans Steuer eines Porsche setzt. Er hat sich bisher nie schneller als im Schrittempo bewegt, er weiß nicht, was hundert Sachen sind, er tritt aufs Gaspedal und erschreckt sich zu Tode.
Umgekehrt können Novizen der Meditation – gestresst, stets unter Termindruck und von vielfältigen Ängsten geplagt – nicht stundenlang mit geradem Rücken auf dem Boden sitzen, die Augen schließen, die Aufmerksamkeit auf die Nasenspitze richten, den Atem beobachten und ganz relaxt nach innen gehen.
Vipassana und all die anderen traditionellen Meditationstechniken, die aus dem Osten zu uns gekommen sind, wurden für einen Menschentyp entwickelt, den es nicht mehr gibt. Kein Wunder also, wenn wir bei der Anwendung dieser Techniken oftmals ganz unmeditativ nervös und aggressiv werden.
Vor zwei einhalb tausend Jahren gab es kein Fernsehen, kein Fax, kein Telefon, keinen Verkehrsstau, keinen Düsenlärm, keine Hektik. Die Menschen saßen nicht im Auto oder auf dem Bürosessel, sie mussten sich noch körperlich anstrengen. Deshalb konnten sie sich ohne Schwierigkeiten einfach hinsetzen, die Augen schließen und ihren Atem beobachten. Bei uns können das nur totale Phlegmatiker oder Leute, die sich mit moderneren Meditationstechniken auf die Vipassana vorbereitet haben.
Es gibt nur eine traditionelle Technik, die sich für den rastlosen Zivilisationsmenschen als Einstieg empfiehlt: Das sogenannte "Whirling" – die Meditation der Sufis, eines mystischen Ordens des Islam. Whirling ist das, was die "tanzenden Derwische" tun – sie drehen sich zu monotonen Melodien im Kreis, schnell, immer schneller, bis sie sich im Drehen sozusagen auflösen. Es gibt keine Gedanken mehr, nur noch die Drehung – bis zum Umfallen.
Zwei andere Meditationstechniken, die sich als Einstieg bewährt haben und deshalb in immer mehr Meditationskursen und Workshops praktiziert werden, sind relativ neu: die "Dynamische" Meditation und eine Schüttelmeditation mit dem etwas esoterischen Namen "Kundalini"-Meditation. (Mit irgendwelchen Yoga-Kundalini-Übungen hat sie freilich nichts zu tun). Beide Meditationen sind, wie der Tanz der Derwische, Bewegungsmeditationen, wobei die "Dynamische" körperlich intensiver ist und auch eine kathartische Phase hat und die Kundalini etwas sanfter und tänzerischer ist.
Warum dann nicht gleich beim Joggen und Tanzen in der Disco bleiben, wenn Bewegung für die Meditation offenbar so wichtig ist? Eigentlich spricht gar nichts dagegen: Joggen und Tanzen kann Meditation sein, wenn eine wichtige Komponente dazukommt: Bewusstheit – die wache, urteilsfreie, entspannte Selbstbeobachtung. Wenn sich Bewegung mit Bewusstheit verbindet, kann jeder Sport zur Meditation werden – Skilaufen, Tennis, Rollerskating, Schwimmen ...
Die Dynamische Meditation, so könnte man sagen, ist Lotussitz und Disco-Dancing plus Bewusstheit. Man muss einfach total dabei sein, darin aufgehen, sich nicht ablenken lassen von Gedanken – total sein im Hier & Jetzt.
Wie bewertest Du die Vipassana im Vergleich zur dynamischen- und zur Kundalini-Meditation für Einsteiger.
Herzliche Grüße
Dieter