Psychotherapie und Psychoedukation – Hintergründe erkennen, Weichen stellen

Stottern bedingt auslösende emotionale Ereignisse und aufrechterhaltende Verhaltensmuster. Durch psychodramatische Interventionen können effektiv Änderungen herbei geführt werden. In den USA wird Psychodrama gleichberechtigt zu Verhaltenstherapie und Psychoanalyse gesehen und ist dort eine anerkannte Größe in der Psychotherapie.

Psychodrama wird im Stotterer-Training sowohl in psychotherapeutischen Selbsterfahrungsgruppen als auch in der Stottertherapie angewandt. Durch die Darstellung von Problemen und Konflikten werden Einsichten und konkrete emotionale Erfahrungen, die oft mit der Stotterproblematik verknüpft sind, anschaulich erlebbar. Unter Anleitung werden die Teilnehmer mit dem Ablauf und den Techniken des Psychodrama vertraut gemacht. Psychodrama findet innerhalb einer Gruppe statt, wobei einzelne Teilnehmer sich an der Darstellung der jeweiligen Problemszenen des Teilnehmenden aktiv beteiligen.

Durch das Psychodrama werden Erkenntnisprozesse eingeleitet und Problemlösungen erarbeitet. Im geschützten Rahmen der Gruppe und unter fachlicher Anleitung können so der Zugang zur individuellen Problematik erleichtert und mögliche Lösungen in spielerischer Form ausprobiert werden. Problemsituationen werden durch das Psychodrama in kleinen Szenen dargestellt, die keinerlei schauspielerische Fähigkeiten voraussetzen, sondern von allen Teilnehmern „erspielbar“ sind. Anstatt über innere und äußere Konfliktsituationen nur zu reden, werden diese dargestellt und dadurch auch Lösungsmöglichkeiten anschaulich erarbeitet und vermittelt.

Dieses Vorgehen unterstützt den Zugang und das Verarbeiten der individuellen Probleme durch direktes Erleben und unmittelbares Aufarbeiten. In lebhafter und spielerischer Weise bietet das Psychodrama so eine effiziente Vorgehensweise an bislang ungelöste Problemsituationen.

Daneben führt die spontane Handlung innerhalb der Darstellung zu einer Auflockerung der Problemsituation und schafft eine angstfreie Atmosphäre, in der Hemmungen abgebaut werden können. Die damit verbundene Verbesserung und Wiedergewinnung von natürlicher Spontaneität ermöglicht es den Teilnehmern, sich mehr zuzutrauen, dadurch ein stärkeres Selbstbewusstsein aufzubauen und in ihrem Sprechvermögen flüssiger zu werden.

PSYCHODRAMA – DIE SANFTE FORM DER PSYCHOTHERAPIE

Neben der Wirksamkeit für Erwachsene bietet das Psychodrama auch besonders für Kinder eine Methode, die sich an der Erlebniswelt des Kindes orientiert und auf die natürlichen Bedürfnisse des Kindes nach Spiel, Spaß aber auch Erkenntnis eingeht.

In spielerischer Form mit darstellenden Methoden wird es Kindern leichter gemacht, sich auszudrücken, Blockaden zu überwinden und somit freier in ihren Ausdrucksmöglichkeiten zu werden. Auf eine kindgerechte Form wird individuell geachtet. Der Schwerpunkt der Arbeit mit Kindern wird daher zwar problemorientiert sein, jedoch immer einen angemessenen Schutz vor psychischer Überforderung berücksichtigen und daneben dem Spiel- und Spaßfaktor nicht zu kurz kommen lassen. Besonders bei Kindern ist das Spontaneitäts- und Aktionsbedürfnis sehr stark und gehört zu einer gesunden Entwicklung, die im Psychodrama gefördert wird.

In Verbindung mit den Sprech- und Atemtechniken, die im Stotterer-Training gelernt werden, bietet das Psychodrama ein sehr wirksames Mittel zur Festigung der flüssigen Sprechmuster.