Hallo zusammen,
ich möchte gerne meine Erfahrungen mit dem Greifenhofer
Institut mit euch teilen, wo ich dieses Jahr eine Therapie absolviert hatte.
Aufgrund ein paar TV Auftritte bin ich auf diese Therapie
aufmerksam geworden und fuhr schließlich zu dem 8-tägigen Seminar. Gleich zu
Beginn teilte Greifenhofer mit, dass das Seminar sich auf 7 Tage verkürzt, da
das auch vollkommen ausreichen würde. Nun gut, mir war es recht, es war ohnehin
eine sehr unschöne Gegend und ich habe mich dort nicht besonders wohl gefühlt.
Aber nun zur Therapie: Auf der Homepage vom Greifenhofer
Institut wird mit „mindestens 5 Stunden täglichem Training“ geworben, während
meiner Tage dort hatten wir lediglich drei Stunden pro Tag und somit ca. 12
Stunden Freizeit. Diese sollten wir laut Greifenhofer selbstständig zum Üben
nutzen. Ich habe davor andere Therapien absolviert, bei denen man täglich 10
Stunden in der Gruppe und zusammen mit dem Therapeuten an seinem Stottern
gearbeitet hat, da waren diese 3 Stündchen pro Tag schon ein ziemlicher Schock
für mich. Innerhalb dieser drei Stunden wurde dann eine „Hypnose“ gemacht, wir
lagen mit Isomatten auf dem Fußboden und Greifenhofer sprach seinen Hypnosetext.
Das alles ähnelte jedoch viel mehr einer Entspannungsübung, es begann stets mit
der autogenen Trainingsform „deine Arme und Beiden werden schwer“, und auch der
Inhalt war stets sehr allgemein, also nicht individuell auf den Einzelnen
abgestimmt. Somit stand die Hypnose sehr im Widerspruch zu der Darstellung in
einem der TV-Beiträge, wo der Teilnehmer bei einer Einzelhypnose auf einer
schönen Massageliege gefilmt wurde… die Realität bei uns im Kurs sah da ganz
anders aus. Die Hypnose an sich handelte dann davon, dass man angstfrei und
gelöst in allen Situationen sprechen könne und sollte sich im Unterbewusstsein
verfestigen. Nach 20 Minuten war Schluss, und das ganze einmal pro Tag, also
insgesamt 7 „Hypnosesitzungen“ während der Therapie. Auf der Homepage wird
zudem mit einer „Begleitung durch eine Heilpraktikerin/Psychotherapie während
der gesamten Therapie“ geworben, ich habe in meiner Woche dort jedoch nie eine
solche Heilpraktikerin zu Gesicht bekommen, geschweige denn eine Psychotherapie
erlebt.
Vom Inhalt her wurde dann in der restlichen Therapiezeit
hauptsächlich „Ich packe meinen Koffer“ gespielt, und ein
Frage-Antwort-Kartenspiel, das wir uns reihum immer wieder vorlesen mussten. Greifenhofer
unterbrach währenddessen auch gerne mal die Sprechenden, sei es, um zu ermahnen,
dass man nicht genügend auf den Bauch konzentriert war, oder aber, um eine
persönliche Geschichte aus seinem Leben mit einzubringen (das geschah häufig
und hatte nichts mehr professionellen Therapiesitzungen zu tun). Ich durfte mir
zudem auch noch schlechte Witze anhören, die weit unter die Gürtellinie gingen
und mich somit an jeglicher Professionalität zweifeln ließen.
Dann gab es noch das Telefontraining, bei dem wir Teilnehmer
reihum den Pizza-Service anrufen sollten. Man sah und wusste, dass es sich am
anderen Ende der Leitung jedoch keinesfalls um einen echten Lieferservice
handelt, sondern um Greifenhofers Frau, wodurch Sinn und Effektivität dieser
Aufgabe für mich nicht mehr zu erkennen waren. Wir wussten ja alle, dass man
von Greifenhofers Frau keine negative Reaktion erwarten muss, von daher war die
Aufregung auch dementsprechend niedrig und diese ganze Übungssituation hatte
wenig mit den realen Stressmomenten eines Stotterers zu tun. Anschließend rief
uns Greifenhofers Frau nochmal der Reihe nach zurück und wir sollten etwas
plaudern, und dass war dann das ganze Telefontraining. Wenn ich mich an
vorherige Therapien erinnere, wo wir schwitzend und mit klopfendem Herz vor dem
Telefon saßen und jeder mindestens 10 Mal bei den unterschiedlichsten Stellen
anrufen sollte mit Personen am anderen Ende, die tatsächlich nichts von unserem
Stottern wussten und uns wirklich fremd waren, ist der Übungseffekt dieses
Telefontrainings á la Greifenhofer schon sehr fraglich.
Alles in allem basiert seine Therapie auf der oben genannten
Hypnose und der dazugehörigen Atemtechnik (Zwerchfellatmung: man atmet durch die
Nase ein, und durch den Mund aus). Gleichzeitig soll man immer den Blickkontakt
zum Gegenüber halten und an nichts Anderes mehr denken als an seinen Bauch, was
mir gleich zu Beginn schon fraglich vorkam, denn wie soll ich mich
beispielsweise in einem schwierigen Verkaufsgespräch inhaltlich gut ausdrücken,
wenn ich mich ausschließlich auf meinen Bauch konzentriere? Vielleicht gibt es
ja Menschen, die das gleichzeitig hinkriegen, mein Gehirn und ich sind damit
leider etwas überfordert Nun gut, durch diese Ablenkung auf den Atemfluss
soll man nach Greifenhofers Theorie also keine Zeit mehr haben an das Stottern
zu denken, somit soll das Stottern auch nicht mehr auftreten. Ich habe während
meiner Zeit dort Leute getroffen, die durch die Anwendung der Technik sehr wohl
einen positiven Einfluss auf ihr Sprechen wahrgenommen haben, und auch ich
selbst konnte während der Woche viel besser sprechen. So erging es mir aber in
JEDER meiner bisherigen Therapien und überall habe ich andere Stotterer
getroffen, für die die jeweilige Therapieform positive Auswirkungen hatte. Für
mich steht jedoch ganz klar fest, dass das besser erlebte Sprechen darauf
basiert, dass man sich während einer Therapie in einem geschützten Rahmen
befindet, weit weg vom Alltagsstress und umgeben von Menschen, von denen man
keine negativen Reaktionen zu erwarten hat. Meiner Erfahrung nach spricht also JEDER
Stotterer während einer Therapie besser als sonst, und die kurzen
Vorher-Nachher-Videos, die dann im Internet präsentiert werden und während der
Therapie gedreht worden sind, vermitteln dann das trügerische Bild einer
Heilung oder eines unglaublichen Erfolges. Ob eine Therapie aber wirklich
erfolgreich ist, kann sich erst NACH der Therapiezeit wirklich zeigen, und so
haben die meisten Stotterer am Ende einer Therapie bereits den Höhepunkt ihres
Sprecherfolgs erreicht, und die alten Gewohnheiten und Probleme, und somit auch
das Stottern, kommen im Alltag nach und nach zurück.
Wenn man Greifenhofer im Nachhinein berichtet, dass man
Schwierigkeiten mit der Umsetzung seiner Methode hätte, bekommt man lediglich
zu hören, dass das an der eigenen Motivation liegt und man wohl nicht genug
geübt hätte – ohne auch nur einmal nachzufragen, wie oft man denn mit der
Technik trainiert hätte und wo genau die Schwierigkeiten liegen. Ja, so macht
man es sich leicht…
Abschließend möchte ich auch nochmal betonen, dass ich mich
nach keiner meiner bisherigen Therapien so wenig therapiert gefühlt habe wie
nach dieser, und sich auch trotz der Anwendung der Atemtechnik in
Stresssituationen für mich nichts verändert hat.
LG,
M.J.